Naturschmankerl im Landkreis (1) - Die Schröger-Mostbirne in Tiefenbach
Mit diesem Artikel startete die Landshuter Zeitung in Zusammenarbeit mit unserem Verband, mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Landshut, Kreisgruppe Landshut des Landesbunds für Vogelschutz, sowie der "Landshuter Bauminitiative", die Serie "Naturschmankerl im Landkreis" über lokale Naturdenkmäler.
Die "Schröger Mostbirne" ist in der LBV-Großbaumkartierung „Landshuts Giganten“ mit einem Stammumfang von 358 cm erfasst (2020). Die geschätzten 130 Lebensjahre entsprechen auch dem Alter des benachbarten Anwesens.
Die Landshuter Zeitung berichtete in der Reihe "Naturschmankerl im Landkreis" am 2.4.2021.
An einer westexponierten Hangkante in unmittelbarer Nähe zur Bina und der weiter östlich auf der fast 500 m hohen Hügelkuppe gelegenen Wallfahrtskirche St. Salvator liegt das sogenannte „Schandlfilz“.
Südlich der katholischen Pfarrkirche St. Johann Baptist in unmittelbarer Nähe zum Echinger Stausee steht eine mächtige Stiel-Eiche, die heute im Besitz der Grafenfamilie Preysing Lichtenegg-Moos ist.
Die Landshuter Zeitung berichtete am 30.4.2021 in der Reihe "Naturschmankerl im Landkreis" darüber.
Luftbilder: Klaus Leidorf www.leidorf.de
Zwei Lindenbäume, eine in Gessendorf und eine bei Tannlohe stehen in der Gemeinde Vilsheim, die als Naturdenkmäler ausgewiesen wurden. Die Gessendorfer Linde ist mit Sicherheit eine der schönsten Linden im Landkreis Landshut.
Die zweite Baumpersönlichkeit steht auf dem Weg von Kapfing nach Tannlohe.
Die Landshuter Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 15. Mai 2021.
Zwischen Schatzhofen und Niedermünchen zweigt im Weiler Geberskirchen an der Staatsstraße 2049 nach Süden ein kleiner Feldweg ab. Nach gut 400 m bergauf wartet inmitten einer Wiese eine mächtige Eiche mit ausladender Krone auf den staunenden Gast. Wegen des Hausnamens „Koaser“ für die Besitzerfamilie Grassl ist sie seit 1993 als Koaser Eiche ein Naturdenkmal und soll schon 300 Jahre alt sein. Dass sie bis heute weithin sichtbar in der Feldflur steht, ist ihrem bereits vor hundert Jahren so mächtigen Wuchs zu verdanken. Ein Großonkel der Familie wollte in der Notzeit der 1920er Jahre für die Beheizung der Münchner Stadtwohnung den Baum umhauen.
Doch er unterschätzte die Kraft des Baumes, dessen lateinischer Artname „robur“ bereits auf seine stabile Stärke hinweist. 1772 dichtete Johann Wilhelm Gleim:
„Haue, du Mann, mit dem Beil nicht um die Mutter der Eichel. Haue die Fichte vom
Stamm, oder die Esche, du Mann! Schone die Eiche, denn sieh: die Eiche, sagen die alten
Wahrheitsliebenden, die haben die Väter ernährt!“
Nachdem der Verwandte bereits etliche Wurzeln mit einem Beil gekappt hatte, ging ihm Gottseidank die Luft aus und er suchte sich einen handlicheren Baum in der Nähe. In den damaligen Notzeiten war das Thema Naturschutz nicht aktuell. Leistungsfähige Motorsägen anscheinend auch noch nicht.
Um 1980 spannte der damalige Besitzer Hans Grassl ein Metallseil um den Baum, um damit einen meterlangen Riss im Hauptstamm zu stoppen und ein Auseinanderbrechen zu verhindern – heute ist ein Rest dieser Aktion noch anhand des Wulstes in ca. 4 m Höhe gut erkennbar. Der einst nur Handbreit große Spalt ist heute noch angewachsen, aber vielleicht durch Seilverspannungen in zwei Etagen nach der Unterschutzstellung dauerhaft
gestoppt.
2003 schlug ein gewaltiger Blitz ein, der ca. ein Drittel der Krone und einen mächtigen Ast flach legte. Die damaligen Wunden verwittern langsam zu brösligem Holzmehl. Trotzdem hat die Stiel-Eiche heute mit gut 20 m Höhe immer noch einen Durchmesser von 27 m und einen stattlichen Stammumfang von 630 cm. Deshalb ist sie auch in der LBV-Liste der Baumgiganten unter der Nr. 492 geführt und hat seit der Messung von 2014 immerhin fast
einen halben Meter Umfang zugelegt.
Zum 75. Geburtstag bekam Hans Grassl 2009 von seinen Freunden auch eine Holzbank gestiftet, die an der Südseite zum Rasten und Blick Richtung Further Bachtal einlädt. Ende Juni haben rund 50 Freunde und Bekannte aus Obersüßbach die letzten Jahre auch regelmäßig ein Eichenfest zu Füßen der Koaser Eiche gefeiert. Es wäre schön, wenn diese Tradition nach zwei Jahren Pause heuer wieder aufleben könnte – so Corona und die aktuellen Verordnungen es erlauben...
Text und Foto: Helmut Wartner, veröffentlicht von der Landshuter Zeitung am 1. März 2021
Naturschmankerl im Landkreis (6) - Die Donatus-Linde in Vilsbiburg
In Sichtweite der Wallfahrtskirche Maria Hilf steht direkt neben einem rege frequentierten Feldweg der Rest eines einst stolzen Naturdenkmals in der Feldflur: die Donatus-Linde. Benannt nach einem römischen Heerführer erblickte sie vor rund 200 Jahren das Licht der Welt. Noch 2014 erfasste der damalige Baumkontrolleur den Baum mit folgenden Daten:
mäßige Vitalität, Stammumfang 478 cm, Höhe 19,5 m und Kronenradien zwischen 6,2 und
10,8 m.
Schon damals wütete der gefährliche Brandkrustenpilz, der mit seinem geschlossenen Faulherd die Standfestigkeit erheblich einschränkte und deshalb zu drastischen Maßnahmen zwang: die Einkürzung der Krone um 30 % und Erneuerung der z.T. gerissenen Hohltauseile. Und zu den Zukunftschancen vermerkt der Gutachter:
befristet, Verbleibedauer: max. 8-10 Jahre.
Zwei Jahre später konstatierte eine Pressemitteilung des Landratsamtes: „Paradoxerweise sieht man einem Baum aus der Distanz nicht an, dass er von dem Pilz befallen ist...Die Schädigung des Wurzelwerks führt über kurz oder lang dazu, dass der Baum...von einem starken Wind umgeworfen werden kann.“
Doch warum kam es überhaupt zu diesem Pilzbefall? Hier äußert der Kreisgartenfachberater des Landratsamtes eine plausible Vermutung: “Der Grund für den Befall dürften...Verletzungen der Wurzeln der Linde sein, die ihr vor Jahrzehnten beim Bau einer Wasserleitung zugefügt worden sind.“ Da fragt sich der erstaunte Betrachter: warum in aller Welt mußte die Wasserleitung direkt neben dem Baum verlaufen, die noch heute an zwei Schieberkappen nebst Hinweistafel in Stammnähe und großzügigen Asphalteinfassungen erkennbar ist? Immerhin zwingen diese den ackernden Landwirt zu einem Minimalabstand bei der Feldbewirtschaftung. Die logische Folge ist: „Aufgrund detaillierter Ergebnisse...muß die Krone..der Linde zu 70 % abgesägt werden, so daß ..nur noch ein Torso übrig bleiben wird.“
Doch der alte Baum scheint angesichts der munteren Stockausschläge gegenüber der Ruhebank durchaus noch Lebensgeister zu besitzen. Vielleicht wurmt es ihn, dass die Stadt ihm den Status als Naturdenkmal aus dem Jahr 1950 inzwischen aberkannt hat.
Oder die gegenüber 2016 gepflanzte mit 5 m halb so hohe geschwisterliche Winter-Linde des SPD-Ortsverbandes weckt ihren sportlichen Ehrgeiz? Auch die Feuerwehr Vilsbiburg errichtete 2019 zur 150-Jahr-Feier ein Granit-Marterl an diesem heiligen Ort nahe der Wallfahrtskirche, an dem zahlreiche Vögel und Fledermausarten ihre Schlaf- , Ruhe- und Brutplätze im morschen Gebälk der Donatus-Linde finden. Und so dem Namensgeber als „dem von Gott Geschenkten“ alle Ehre machen. Dieses Naturschmankerl zeigt exemplarisch, dass auch alles geschützte Leben endlich ist und es unsere Aufgabe ist,
ständig für angemessenen Nachwuchs und fachliche Begleitung zu sorgen.
Oder wie der alte bairische Spruch sagt: von nix kommt nix.
Text und Foto: Helmut Wartner, veröffentlicht von der Vilsbiburger Zeitung am 29. Mai 2021
Naturschmankerl im Landkreis (7) - Die ehemaligen Torfstiche in Unterwattenbach
Torfabbau verbindet man heutzutage mit Ländern wie Belarus und den baltischen Staaten. Weniger bekannt ist dagegen, dass früher auch in den Niedermooren des Isartals umfangreich Torf abgebaut, getrocknet und als Heizmaterial verwendet wurde. In mühseliger Handarbeit und teilweise noch bis in die 1970er Jahre hinein.
Ein kleiner Teil dieser ehemaligen Torfstiche steht seit Anfang der 1990er Jahre als flächenhaftes Naturdenkmal unter Schutz. Dieses Gebiet liegt in der Gemeinde Essenbach im Bereich des Unterwattenbacher Isarmooses und umfasst etwa 12.000 Quadratmeter. Gut die Hälfte davon wurde abgetorft und weist deshalb gegenüber den angrenzenden Flächen ein niedrigeres Niveau auf. In dem weitgehend entwässerten Niedermoor sind diese Bereiche also etwas näher am Grundwasser und aus naturschutzfachlicher Sicht deshalb besonders wertvoll. Eigentümer des Naturdenkmals ist seit Anfang der 1970er Jahre der Landesbund für Vogelschutz (LBV).
Das kleine Schutzgebiet zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Lebensraumtypen aus. Neben gehölzfreien Schilf-Hochstaudenbereichen fnden sich hier auch verschilfte Moorbirkenkomplexe sowie Silberweidenbestände mit teilweise mächtigen Großbäumen. Die nicht abgetorften Teilflächen sind überwiegend durch Grau- und Schwarzerlen dominiert, zusätzlich wird das Gebiet durch mehrere Kleingewässer aufgewertet.
Die Schilf- und Hochstaudenflächen des Naturdenkmals werden durch regelmäßige Mahd im Spätherbst offen gehalten. Für überwinternde Tiere stets Teilbereiche bleiben unbearbeitet. Da der Standort nicht mit schweren Maschinen befahren werden soll, müssen diese Arbeiten in Handarbeit durchgeführt werden. In den Gehölzbereichen und einem kleinen Teil der ehemaligen Torfstiche fnden dagegen keinerlei Pfegemaßnahmen statt, hier soll sich die Natur frei entwickeln.
Aufgrund des vergleichsweise feuchten Milieus und der vorhandenen Kleingewässer ist dieses Schutzgebiet ein attraktiver Lebensraum für Ringelnattern und mehrere Amphibienarten. Und während in den Schilflächen Teichrohrsänger und die winzigen Zwergmäuse ihre Nester an die Halme heften ist den Sommer über aus dem Kronenbereich der Silberweiden weithin der Gesang des Pirols zu hören. Wesentlich weniger auffällig und nur schwer zu entdecken sind dagegen Wasserrallen und Waldschnepfen, die auf dem Durchzug hier regelmäßig rasten. Und damit all diese Arten hier wirklich ein Rückzugsgebiet haben, ist das Betreten des Gebiets zwischen Mitte März und Anfang November nicht gestattet.
Fotos und Text: Christian Brummer, veröffentlicht in der Landshuter Zeitung vom 3. Juni 2021
Bucher Graben – die Perle der Altdorfer Natur
Landwirtschaftliche Strukturen prägen die Gegend um Altdorf. Jedoch hat sich nordwestlich des Ortsteiles Eugenbach ein Naturjuwel erhalten – das ist der Bucher Graben.
Nach der Quelle bei dem Weiler Kollmann fließt der Bach begradigt am Waldrand durch Äcker und Wiesen, bis er im Gemeindegebiet Altdorf natürlich mäandrierend ein größeres Waldgebiet durchquert. Gerade diese Strecke ist für die Wasserqualität und die darin lebenden Tiere so wertvoll. Bei der letzten Kartierung wurde eine große Anzahl von Bachmuscheln und eine Vielzahl gesunder Steinkrebse festgestellt. Deutschlandweit sind aufgrund der schlechten Gewässerqualität 95 % dieser Muschelart ausgestorben und gesunde Steinkrebse sind durch das Auftreten der hochansteckenden, amerikanischen Krebspest deutschlandweit höchst selten geworden. Beide Tierarten sind durch die Naturschutzgesetze streng geschützt. 2003 erhält der Bucher Graben – gerade wegen dieser beiden Tierarten – den Schutzstatus nach den Richtlinien der EU Natura 2000 als FFH-Gebiet.
Aber nicht nur das Gewässer ist wertvoll – auch im angrenzenden Uferbereich findet man botanische Raritäten. So wächst hier der Wolfseisenhut. Genauso kann man den großblütigen Fingerhut sehen. Im Frühjahr findet man den Waldgoldstern. Der aufmerksame Wanderer entdeckt an der Pflanze der Tollkirsche nicht nur die Blüte, sondern auch die wunderschön glänzende Frucht zur gleichen Zeit. Der absolute botanische Höhepunkt ist der im Frühsommer blühende Türkenbund, genauso wie es an einem etwas verborgenen Standort den blauen Kreuzenzian gibt. Seit 2003 hat sich im Bach
im Bach ein Biber angesiedelt, der auf seine Weise seinen Lebensraum spektakulär umgestaltet.
Um das Herzstück der Altdorfer Natur zu erwandern, empfiehlt der Naturschützer und Bachpate Helmut Böhm den Rundweg Nr. 1 des Bay. Waldvereins- ideal für Spaziergänger und Wanderer, die Ruhe erleben und Naturschönheiten genießen wollen. Eine Wegbeschreibung befindet sich gegenüber dem Altdorfer Rathaus, wo der Rundweg beginnt und auch beendet werden kann. Man sollte ungefähr einen halben Tag für diese Naturwanderung einplanen. Außerdem bietet der Bund Naturschutz, Ortsgruppe Altdorf, nach Beendigung der Corona-Einschränkungen geführte Touren an. Diese werden jeweils rechtzeitig in der Landshuter Zeitung angekündigt.
Die Landshuter Zeitung druckte diese Würdigung in ihrer Ausgabe vom 5. Juni 2021 ab.
weitere Berichte über die Naturschmankerl werden im nächsten Newsletter gezeigt.