Naturschutznachrichten Nr. 52 - September 2015
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde des BUND Naturschutz
Atomkraft – so das Credo der Naturschützer – ist ethisch nicht verantwortbar, weil sie eine radioaktive Last erzeugt, vor der sich noch unzählige Generationen nach uns schützen müssen. Die Dauer von Hunderttausenden von Jahren, bis die Radioaktivität soweit abgeklungen ist, dass sie ungefährlich wird, übersteigt den Zeithorizont, für den Menschen sich verantworten können. Auch mit dem Abschalten der letzten AKW Ende 2022 ist die radioaktive Gefahr nicht gebannt, die von diesen Anlagen ausgeht: Nasslager stillgelegter AKW und Castoren in den Zwischenlagern können über die Jahre undicht werden; auch gewaltsame Einwirkungen wie ein Flugzeugabsturz oder ein Terroranschlag können dazu führen, dass hochradioaktives Material in großen Mengen freigesetzt wird. Nach Aussage der AG 3 der Endlagersuchkommission wird ein Verbringen des Atom-mülls in ein sicheres Endlager frühestens in etwa 60 Jahren beginnen können und es werden weitere Jahrzehnte vergehen, bis der letzte Castor dorthin verbracht sein wird. Daher ist es das Gebot der Stunde, dass sich Politiker auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass ein wissenschaftlich fundiertes Konzept erarbeitet und umgesetzt wird, wie Zwischenlagerung von hochradioaktivem Müll an Kraftwerksstandorten über mindestens drei oder vier Generationen sicher betrieben werden kann. Angesichts der Bedrohung, die von der schon jetzt vorhandenen radioaktiven Last am Kraftwerksstandort Ohu/Niederaichbach für die jetzige Bevölkerung und für die nachfolgenden Generationen ausgeht, ist die zur Zeit in allen Medien geführte Diskussion und der Aktionismus örtlicher und überörtlicher Politiker um die unerwünschte Lagerung zusätzliche Castoren aus der Wiederaufarbeitung ein Scheingefecht und eine Augenwischerei, weil sie von den vor Ort schon vorhandenen und zu lösenden Problemen ablenkt.
-- TTIP und CETA – aktuell verhandelte Freihandels- und Investitionsschutzab-kommen zwischen Europa und den USA bzw. Kanada drohen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auszuhebeln. Es ist höchste Zeit, den Protest gegen die Ab-kommen auf die Straße zu tragen! Wir rufen daher dazu auf, in einer bundes-weiten Großdemonstration am 10. Oktober 2015 in Berlin ein kraftvolles Zeichen zu setzen: Gesellschaftliche Errungenschaften wie Umwelt- und Verbraucher-schutz als auch ArbeitnehmerInnenrechte sind unverhandelbar. Auch eine nach-haltige, bäuerliche Landwirtschaft und die kulturelle Vielfalt sind Werte, die es zu schützen gilt. Für die organisierte, gemeinsame Fahrt mit dem Bus von Landshut aus beachten Sie bitte zu gegebener Zeit unsere Webseite (www.landshut.bund-naturschutz.org) und die örtliche Presse.
Ihre Kathy Mühlebach-Sturm, 1. Vorsitzende
BUND-Naturschutz-Ortsgruppen im Landkreis Landshut
Will man entsprechend den Statuten des BUND Naturschutz die Vielfalt der Lebensräume und Arten bewahren, sich gegen den fortschreitenden Flächen-verbrauch wehren und Wege finden für eine karbonfreie Wirtschaft, müssen sich Naturschützer vielseitig engagieren. Hier lesen Sie, wie dies die
BUND-Naturschutz-Ortsgruppe Vilsbiburg
tut. Die BUND-Naturschutz-Ortsgruppe Vilsbiburg wurde 1983 als eine der ersten im Landkreis Landshut gegründet. Sie erstreckt sich über Vilsbiburg, Gerzen und Aham und hat zur Zeit 350 Mitglieder. Mit einer Winterwanderung in der Umgebung beginnt das neue Verbandsjahr. Im Februar bietet die Orts-gruppe - oftmals zusammen mit einem zweiten Veranstalter, z. B. Imker, Bauern-verein oder der Volkshochschule - einen Vortrag z. B. zu Bauen und Energie, zur ökologischen Landwirtschaft oder zu anderen fachlich relevanten Themen an. Anfang März werden die Aktivitäten mit dem Aufbau von zwei Amphibien-schutzzäunen fortgeführt. Bei dieser wichtigen Artenhilfsmaßnahme der Ortsgruppe registrieren ehrenamtliche Helfer während vier bis sechs Wochen täglich die Amphibien und bringen sie sicher über die Straße. Die Ortsgruppe verbindet dabei den Schutz der Amphibien mit einem Bildungsangebot: Hautnah lernen interessierte Kinder und Erwachsene bei Führungen am Zaun oder in der Schule Kröten, Frösche und Molche kennen. Im Jahr 2007 konnte der BUND Naturschutz ein Grundstück im Vilstal, erwerben. Hier befinden sich auf 1,35 Hektar mehrere Teiche und Seigen, die zu den besten Amphibienlaichplätzen des Landkreises gehören. Neben Erdkröte und Grasfrosch finden sich hier Springfrosch, Teich- und Bergmolch sowie der selten gewordene Laubfrosch ein. Der nördliche Teil des Grundstücks, eine artenreiche Nasswiese, muss jährlich gemäht werden, um sie für Wiesenbrüter offen zu halten. Die Sommermonate nutzt die Ortsgruppe für Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung, um naturkundlich interessante Gebiete kennen zu lernen, gelegentlich auch mit Fahrrad oder Schlauchboot. Im Herbst setzt sich die Ortsgruppe aktiv für die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen ein, indem nach Möglichkeit eine Streuobstwiese oder eine Feldhecke gepflanzt wird. Dabei übernimmt die Ortsgruppe die Antragsstellung für die Förderung nach dem Landschaftspflegeprogramm sowie die Organisation und die Durchführung der Pflanzung. Der interessierte umweltbewusste Besitzer erhält auf diese Weise eine Streuobstwiese oder eine Feldhecke, ohne dass ihm hierfür Kosten entstehen. Die Ortsgruppe engagiert sich auch gegen den enormen Flächen-verbrauch, der z. B. durch überzogene Infrastrukturmaßnahmen entsteht. Gemeinsam mit örtlichen Bürgerinitiativen kämpft sie gegen den Bau der „gelben“ Autobahn B 15 neu im südlichen Landkreis. Auch bei überörtlichen Demonstrationen ist die Ortsgruppe aktiv, um für mehr Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen zu kämpfen. Interessiert? Dann schauen Sie einfach vorbei beim monatlich stattfindenden Naturschutzabend, bei dem nebst der Besprechung der Aktivitäten die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommt. Kontakt: Stefan Englbrecht, 1. Vorsitzender, Telefon 08741/8566.
Naturräume geprägt von Granit und Kalk
Die 2-Tage-Exkursion der BUND-Naturschutz-Kreisgruppe führt am WE vom 04./05. Juni 2016 in die südliche Oberpfalz, deren verschiedene Naturräume wir bei einer Drei-Flüsse-Tour erkunden wollen. Wir fahren um 7:30 Uhr von der Grieserwiese in Landshut weg. Wir beginnen mit einer Wanderung im Natur-schutzgebiet Hölle im Falkensteiner Vorwald und lernen im Anschluss ein Projekt der Regensburger Vorwaldwiesen kennen. An Naab und Lauterach erleben wir die Karstlandschaft des Bayerischen Jura, gesäumt von Orten wie Kallmünz und Kastl und genießen im Naturpark Hirschwald die mediterran anmutende Landschaft der Wacholderheiden. Am Sonntag führt uns die BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Neumarkt i. d. Opf. durch das Deusmaurer Moor. Schließlich gelangen wir zu den bunt blühenden Trockenwiesen an den Talflanken der Schwarzen Laaber. Bei Velburg besuchen wir die König-Otto-Tropfsteinhöhle und treten dann die Rückfahrt an - eventuell mit einem Abstecher zum Kloster Plankstetten. Ankunft in Landshut ca. 20:00 Uhr. Anmeldungen für die 2-Tage-Exkursion können ab dem 1. Oktober 2015 angenommen werden unter Telefon 0871-50154 (Kathy Mühlebach-Sturm) oder kathy@muehlebach-sturm.de.
Bürgerbegehren zum Schutz des Salzdorfer Tals vor Gericht gescheitert
Nach Meinung der Regierung von Niederbayern liegt die Einleitung eines Ver-fahrens zur Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes nicht im eigenen, sondern im übertragenen Wirkungskreis der Stadt Landshut und kann daher nicht durch einen Bürgerentscheid herbeigeführt werden. Das von der BI angerufene Gericht folgte dieser Auffassung und wies deren Klage gegen die Nichtzulassung des Bürgerbegehrens „Schützt das Salzdorfer Tal“ ab. Somit wird es keinen Bürgerentscheid geben, bei dem sich die Landshuter Bürger für dieses Landschaftsschutzgebiet aussprechen könnten. Die Mehrheit des Stadtrates aber ist nicht gewillt, der Empfehlung der Naturschutzbehörde zu folgen, die mit einem Gutachten die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des „geplanten LSG Maria Bründl / Salzdorfer Tal“ festgestellt hat und die Einleitung des Verfah-rens zu beschließen. So ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis - wie zuletzt im Jahr 2014 – immer wieder Teile des geplanten Landschaftschutzgebietes der Bebauung zugeführt werden. - Der Reichtum einer Landschaft liegt eben in unserer materiell ausgerichteten Gesellschaft nicht in ihrer Vielfalt und im Reiz, den der Erholungssuchende in ihr findet, nein, er liegt in der Möglichkeit aus Ackerland Bauland zu machen. Somit ist die Chance, das Gebiet vor weiterer Bebauung zu schützen und den landschaftlichen Reiz als wichtigen weichen Standortfaktor für eine wachsende Stadt zu erhalten, wohl vertan.
BUND-Naturschutz - Newsletter
Möchten Sie papierlos informiert werden zu aktuellen Aktivitäten, spannenden Entwicklungen und Mitmach-Aktionen des BUND Naturschutz in Bayern? Dann teilen Sie uns dies über eine e-mail an die BN-Geschäftsstellenleiterin Brigitte Englbrecht (bnkgla@landshut.org) mit.
Dialogverfahren für Ost-Süd-Umgehung Landshut In der Auftaktsitzung des Dialogforums im Juni 2015 wurde festgehalten, dass der Weiterbau der B 15 neu von der A 92 bis zur A 94 für den Bundesverkehrs-wegeplan 2015 angemeldet worden ist und das Forum im Vorgriff auf eine positive Entscheidung durch den Deutschen Bundestag eine Trasse für eine Ortsumfahrung von Landshut erarbeiten und vorschlagen soll. Der BUND Natur-schutz fordert weiterhin, von einem Weiterbau der B 15 neu südlich der A 92 abzusehen, und begründet dies mit den zu erwartenden erheblichen negativen Auswirkungen für Mensch und Natur und dem immensen Flächenverbrauch. Der BN sieht die Hauptursache der Verkehrsprobleme in der Stadt Landshut im Ziel- und Quellverkehr und weniger im Fernverkehr und schlug eine neue Variante zur Entzerrung dieser beiden Verkehre vor: Mit dem Bau einer stadtnahen Osttangente von der A 92 über die bestehende B 15 bei Ergolding zum Lurzenhof, dem Ausbau der St 2045/Niedermayerstraße und einem höhen-freien Umbau des Kasernenknotens könnte der Fernverkehr über die B 299 in südlicher Richtung abgeleitet werden. Dieser Vorschlag wird nun neben sieben weiteren Varianten ergebnisoffen und gleichwertig hinsichtlich der Verkehrswirk-samkeit, den Auswirkungen auf die Umwelt und der Kosten untersucht.
Wildtieren helfen – helfen Sie mit!
Wildtiere, wie Vögel, Amphibien, Igel oder andere Kleinsäuger haben ihren Lebensraum oft mitten im Dorf, mitten in der Stadt. Sie zu beobachten, sich an ihrem Gesang oder einfach daran, dass sie da sind, zu erfreuen, ist ein Stück Lebensqualität. So rührt es einen jeden an, wenn ein Wildtier aufgefunden wird, welches offensichtlich Hilfe braucht. Und zum Glück gibt es Mitmenschen, die Wildtiere bei sich aufnehmen und ihnen helfen, bis diese wieder alleine in der Freiheit zurecht kommen. Wir von der BN-Kreisgruppe Landshut sagen tausend Dank all' den Helfern, die sich ehrenamtlich für Vögel, die aus dem Nest gefallen sind, für Tierkinder, deren Eltern zu Tode gekommen sind, oder für andere verletzte Tiere einsetzen. Diese Tierfreundinnen und -freunde wissen aus jahrelanger Erfahrung, wie man einem verlassenen Tierkind oder einem verletzten Wildtier hilft, ohne es an den Menschen zu gewöhnen, so dass es nach erfolgreicher Pflege wieder in die Freiheit entlassen werden kann. Und: sie wollen ihr Wissen an interessierte Mitmenschen weitergeben, damit es nicht verloren geht! - Fühlen Sie sich angesprochen? Möchten Sie mehr darüber erfahren und lernen, was zu tun ist, wenn ein Wildtier in menschliche Obhut genommen werden muss? Dann nehmen Sie Kontakt auf mit Sabine Schneider (0871-21946; tieren-helfen2014.jimdo.com) oder mit BN-Geschäftsstellen-leiterin Brigitte Englbrecht (0871-23748).