Naturschutznachrichten Nr. 50 - Sept. 2014
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde des BUND Naturschutz,
Natur- und Umweltschützer werden von den Mitmenschen oft als ideologische Verhinderer des Fortschritts wahrgenommen: Sie kämpfen z. B. gegen neue Straßen, gegen Start- und Landebahnen oder pachten und pflegen artenreiche Wiesen, um sie vor Umbruch und Verödung durch Maisanbau zu bewahren. Der Grund für diese Aktivitäten liegt meines Erachtens in einer anderen Definition von Fortschritt und dies wiederum ist durch eine andere Wahrnehmung der Um- und Mitwelt begründet: Der Mensch ist ein Teil seiner Umwelt. Die Knotenpunkte des feingewobenen Lebensnetzes bestehen aus den unzähligen Arten im Tier- und Pflanzenreich, im Reich der Pilze und der Einzeller. Diese Fülle ist nicht einfach ein Luxus, den man sich bei weiterer Zunahme der Weltbevölkerung nicht mehr leisten kann, nein diese Artenfülle ist Grundlage für fruchtbare Böden, für saubere Flüsse, Seen und Meere, für ein gesundes Wachstum auch von den Pflanzen und Tieren, die uns als Nahrungsgrundlage dienen. Natur- und Umweltschützer sehen den Fortschritt also in Wirtschaftsweisen, die diese Artenfülle bewahren oder wieder herstellen, weil diese letztlich unsere Lebens-grundlage darstellt. Wir können als Gesellschaft aber nur dann zu einer wirklich nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaftsweise gelangen, wenn wir als Konsumenten auch bereit sind, bei jedem Stück Brot, beim Schnitzel, Gemüse, Käse, beim Kauf von Kleidern, Elektroartikeln und vielem mehr den Preis zu bezahlen, der bei der Produktion eines fair und umweltfreundlich hergestellten Produktes entsteht. Gegen eine Straße oder gegen die Vermaisung der Landschaft anzukämpfen ist also für Natur- und Umweltschützer einfach Ausdruck dafür, dass sie die in unserer Gesellschaft verankerte „Ideologie des Wachstums“ nicht mittragen, bereit und offen sind, neue Wege für ein gedeih-liches Miteinander von Mensch und Natur zu suchen und zu finden. (Ihre Kathy Mühlebach-Sturm)
Schmetterlingskundler Helmut Kolbeck gestorben
Die BN-Kreisgruppe Landshut trauert um Helmut Kolbeck, der am 1. Juli 2014 im Alter von nur 53 Jahren verstorben ist. Helmut Kolbeck hat sich nicht nur große Verdienste um die Erfassung der regionalen Schmetterlingsfauna erworben, sondern er war auch in ganz Bayern als hervorragender Schmetterlingskundler geschätzt. Vielen Naturfreunden war er bekannt durch seine Exkursionen für Tag- und Nachtfalter, bei denen er sein enormes Wissen über die heimische Schmetterlingsfauna weitergab. Helmut Kolbeck war Mitautor des erst kürzlich erschienenen Schmetterlingsbuches zu den Tagfaltern in Bayern. Der Tod von Helmut Kolbeck ist nicht nur ein großer Verlust für die BN-Kreisgruppe Landshut sondern auch für die bayerischen Schmetterlingskundler.
BUND-Naturschutz-Ortsgruppen im Landkreis Landshut
In 15 Ortsgruppen im Landkreis Landshut engagieren sich aktive Mitglieder ehrenamtlich für den Natur- und Umweltschutz. So auch die
BUND-Naturschutz–Ortsgruppe „Oberes Binatal / Rottquelle“
Seit mehr als 20 Jahren (Gründung im Mai 1992) entfaltet die Ortsgruppe Oberes Binatal / Rottquelle mit einem harten Kern von acht bis zehn Mitgliedern umfangreiche Aktivitäten im Umwelt- und Naturschutz im landwirtschaftlich geprägten Bereich entlang des Oberlaufs der Bina. So wurden Teile der Ufer-säume der Bina und ihrer Zuflüsse durch die Pflanzung von 1500 Erlen und Wei-den ökologisch aufgewertet, an der Renaturierung des Gassauer Bachs mitge-wirkt, Feldhecken gepflanzt und eine Obstwiese angelegt. Großen Anklang in der Bevölkerung fand die Anlage einer Lindenallee bei der Bergkirche in Binabi-burg. Auf einer nahe der Bina gelegenen Hangwiese (im Kirchenbesitz) wurden Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt und ein Feuchtgebiet mit Tümpel angelegt. Das Gelände kann sich bei guter, jährlich durchzuführender Pflege zu einem interessanten Biotop entwickeln. Umfangreiche Biotoppflege leisten die Aktiven der OG auch andernorts – u. a. an trockenen Hängen eines privaten Solarfelds bei Oberndorf sowie an einem Bahndamm bei Hilling. – Mit Informa-tionen zum Vogelschutz und dem Bau von Nistkästen konnte die OG mehrfach bei Veranstaltungen die Aufmerksamkeit der Besucher gewinnen. Unter der Regie von Heinz Gibowski wurden zudem mehrere große Kästen für Schleiereulen oder Turmfalken angefertigt und am Binabiburger Kirchturm und in geeigneten Scheunen angebracht. – Herauszuheben ist auch das Engagement von Monika Schmidt, die jahrelang mit großem Einfallsreichtum eine Kinder-gruppe geleitet hat, in der sie mit Unterstützung durch Hans Winter 8- bis 12-jährigen Kindern Eigenschaften und Nutzen einheimischer Tier- und Pflanzen- arten nahegebracht hat. – Bezugnehmend auf die in der Wasserrahmenrichtlinie dargestellten Ziele für die ökologische Verbesserung von Gewässern dritter Ordnung wurden von der OG die Quellbereiche von Rott, Bina und Zellbach entrümpelt und in einen weitgehend natürlichen Zustand versetzt. Die OG entwarf zu jeder Quelle eine Informationstafel und stellte diese nach Rückspra-che und Finanzierung durch das Amt für ländliche Entwicklung in Landau am entsprechenden Ort auf. Dank der Bürgermeisterin von Wurmsham, Maria Neudecker, wurde das gemeinsame Anliegen um die drei Quellen attraktiv dargestellt und alle Maßnahmen erreichten in der Bevölkerung eine große Akzeptanz. In der „Drei-Quellen-Gemeinde“ Wurmsham – inzwischen die in den Briefkopf aufgenommene offizielle Bezeichnung – ergab sich bald darauf ein interessantes Nachfolgeprojekt: Auf einer 3,5 Hektar umfassenden renaturierten gemeindlichen Ausgleichsfläche am Zellbach wurden auf Initiative der OG Kartierungen in Auftrag gegeben, wobei sich u. a. Brutnachweise von Neuntöter, Sumpfrohrsänger und Blaukehlchen ergaben. – Die Ortsgruppe trifft sich jeweils am ersten Freitag des Monats im Spirklhof in Rothenwörth. Bei diesen Treffen, zu dem Mitglieder herzlich willkommen sind, werden Probleme des Natur- und Artenschutzes vor Ort angesprochen und naturschutzrelevante Aktionen geplant. Auch überörtliche Themen kommen nicht zu kurz und – last but not least – Gedanken von weltpolitischer Tragweite werden in die Runde geworfen.
Natur und Kultur im Chiemgauer Land
Die 2-Tage-Exkursion der BN-Kreisgruppe führt am WE vom 13./14. Juni 2015 ins Chiemgauer Land. Abfahrt um 7:30 Uhr von der Grieserwiese in Landshut. Am Samstag besuchen wir den Biotopverbund „Eggstätt Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen“, wo in einer einzigartigen, nacheiszeitlich entstandenen und vom Menschen geprägten Landschaft verschiedene Lebensräume wie Quellen, Fließ- und Stillgewässer, Nieder- und Hochmoore mit großer Artenvielfalt erlebt werden können. Danach Fahrt nach Urschalling mit Führung in der in der Hoch-blüte der Romanik entstandenen Kirche St. Jakobus mit gut erhaltenen Fresken aus dem 14. Jhdt. – Am Sonntag begleitet uns die BN-Kreisgruppe Traunstein zu einer Iriswiese und zum Beobachtungsturm in der Hirschauer Bucht, der Kernzone des NSG „Mündungsgebiet der Tiroler Ache“. Danach umrunden wir den Tüttensee, der beim Rückzug des Chiemseegletschers entstanden ist. Dort gibt es eine große Pflanzenkläranlage, die auf jahrelanges Betreiben der Kreis-gruppe gebaut worden ist. Schließlich besuchen wir das Ödmoos, ein Latschen-hochmoor mit BN-Renaturierungsflächen. Rückfahrt nach Landshut (Ankunft ca. 20:00 Uhr). Anmeldungen für die 2-Tage-Exkursion können ab dem 01.10. 2014 angenommen werden unter 0871-50154 (Kathy Mühlebach-Sturm).
Das Salzdorfer Tal soll vor weiterer Bebauung bewahrt werden
Mit dem vom Umweltsenat Landshut im Februar 2014 in Auftrag gegebenen und im Juni 2014 veröffentlichten Gutachten zur Schutzwürdigkeit und Schutzerfor-dernis des seit mehr als 40 Jahren im gültigen Flächennutzungsplan der Stadt Landshut als „geplantes Landschaftsschutzgebiet“ aufgeführten Salzdorfer Tals wurde nun aktuell bestätigt, dass das Tal mit seinen vorwiegend landwirtschaft-lich genutzten Flächen am ehesten durch den Status „Landschaftsschutzgebiet“ vor einer schrittweisen Verbauung geschützt werden kann. Die Bewirtschaftung wird durch diesen Status nicht eingeschränkt, es sei denn, es gäbe völlig andere Nutzungsformen, die den Charakter der Landschaft erheblich verändern würden. Ende September wird der Stadtrat von Landshut in einem Sonderplenum darüber entscheiden, ob das Verfahren für diesen Schutzstatus eingeleitet werden soll. Bei negativem Ausgang könnte es über einen Bürgerentscheid dennoch zur Einleitung des Verfahrens kommen. Landshuter Bürger können mit ihrer Unterschrift das Bürgerbegehren „Schützt das Salzdorfer Tal“ unterstützen und sich damit für ein Landschaftsschutzgebiet aussprechen. Unterschriften-listen liegen in der BN-Geschäftsstelle auf.
BN-Kreisgruppe hat wertvolles Feuchtgebiet gepachtet
Die BN-Kreisgruppe hat vorerst für 10 Jahre ein wertvolles, 0,68 Hektar großes Feuchtgebiet (Weiher mit altem Baumbestand und Schilfbereichen mit röhrricht-brütenden Vogelarten) bei Baierbach angepachtet. Der Weiher ist für Grau- und Silberreiher Nahrungsbiotop und auch der Biber hat hier schon seine Spuren hinterlassen. Mit der Grundstückspacht will die Kreisgruppe den Erhalt dieses naturnahen Weihers und der angrenzenden Schilffläche sichern. Die BN-Ortsgruppe „Oberes Vilstal“ wird dankenswerterweise dieses Feuchtbiotop betreuen.
„Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der B 15 neu“ feiert Jubiläum
Mit einem Festabend am Freitag, den 26. September, ab 20 Uhr im Gasthaus Westermeier in Blumberg bei Adlkofen feiert die „Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahn Regensburg-Rosenheim (B 15 neu)“ ihr 40-jähriges Bestehen. Seit 40 Jahren setzen sich die Mitglieder dieses Vereins gemeinsam mit dem BUND Naturschutz gegen den Bau der B 15 neu ein. Die Festrede wird der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner halten. Eine Fotoshow und Filme dokumentieren den langjährigen Einsatz, mit dem die Gegner für den Erhalt einer lebenswerten Heimat und gegen eine Autobahn kämpfen, die wertvolle Natur- und Ackerflächen zerstört, sowie die niederbayerische Kulturlandschaft zerschneidet. Für die musikalische Unterhaltung sorgt die Musikgruppe „Quetschnblech“. Alle Heimatschützer sind zur Festveranstaltung eingeladen.
Die BUND-Naturschutz-Kreisgruppe sucht Unterstützer
Die BUND-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut sucht Helfer, die sich vorstellen können, einige Stunden im Jahr bei der Haussammlung des BN als Sammler aktiv zu sein: Wenn Sie glauben, in Ihrem Umfeld dem BN auf diese Weise unterstützen zu können, dann melden Sie sich bitte bis zum Jahresende bei Brigitte Englbrecht, Geschäftsstellenleiterin der Kreisgruppe. Wir freuen uns, wenn Sie sich melden, denn nur durch Spenden (und Mitgliedsbeiträge) kann der BN finanziell unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen Lobby für die Natur sein. Telefon 0871-23748, E-mail: bnkgla@landshut.org.
Landshuter Naturschutzgebiet im Rother-Wanderführer
Mit dem Wanderführer „Gerettete Landschaften“ kann der interessierte Natur-freund 40 Landschaften in Bayern wandernd entdecken, die es allesamt so nicht mehr gäbe, wenn sie nicht durch engagierte Naturschützer vor der Zerstörung durch Bebauung, Berg- oder Straßenbau oder vor dem schleichen-den Verfall bewahrt worden wären. Die Autoren des Wanderführers Winfried Berner und Ulrike Rohm-Berner zeigen mit der Beschreibung landschaftlicher Schmuckstücke in Altbayern, in Franken und in Schwaben auf, dass Bayern anders - nämlich ärmer an strukturreichen Landschaften – wäre, wenn es den BUND Naturschutz nicht gäbe. Auch das auf Initiative der BN-Kreisgruppe Landshut entstandene Naturschutzgebiet „Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite“ – ehemals ein Militärgelände – wird im Wanderführer mit Wegbeschreibungen, Fotos und Übersichtskarten vorgestellt. Gerettete Landschaften, Bergverlag Rother, ISBN 978-3-7633-4438-3, 14,90 Euro