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Geschütztes Feuchtgebiet an der Vils

Feuchtgebiete sind Lebensräume, deren Pflanzen- und Tierwelt wesentlich vom Wasser geprägt sind. Feuchtgebiete sind ein unentbehrlicher Teil des Naturhaushalts und heute in ihrem Bestand bedroht. Sie sind nicht nur als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere schützenswert, ihre Erhaltung wirkt sich auch positiv auf die Lebensbedingungen der Menschen aus. Feuchtgebiete

- fördern die Grundwasserneubildung

- sind unentbehrlich für die Gewässerreinigung

- wirken als natürlicher Hochwasserschutz            

- tragen zum Klimaausgleich bei            

- sind bedeutsam für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit            

- sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und            

- prägen wesentlich den Charakter vieler Landschaften

Feuchtgebiete sind zum Beispiel Quellen, Bäche, Flüsse, Auwälder, Altwässer, Tümpel, Weiher und Seen, Moore, Bruchwälder, Streuwiesen und feuchte Wirtschaftswiesen. (Auszug aus „Feuchtgebiete“ vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen)

Die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut besitzt im Raum Vilsbiburg ein 1,3 ha großes Feuchtgebiet. Es ist geprägt von Feuchtwiesen mit Tümpeln, Weiher und Seigen. Mehrere Tausend Amphibien wie Erdkröten, Grasfrösche, Springfrösche, Teich- und Bergmolche laichen jedes Frühjahr in den Gewässern ab. Auch der seltene Laubfrosch hat dort seinen Lebensraum. Dieses Feuchtgebiet ist somit eines der bedeutendsten Amphibienlaichgebiete im Tal der Großen Vils. Vögel wie der Kiebitz, das Blaukehlchen und die Rohrammer kommen dort vor, ebenso verschiedene Libellenarten und die Sumpfschrecke. Der seltene Wiesenknopf - Ameisenbläuling wurde dort gesichtet. Die Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Vilsbiburg lässt die Feuchtwiesen einmal jährlich im Herbst mähen, damit sie nährstoffarm, und für Wiesenbrüter und nachkommende zum Teil seltene Blütenpflanzen und Seggengräser offen bleiben.

Wo sich die Vils noch schlängelt

Viktoria Meysemeyer informierte über die Artenvielfalt in Feuchtwiesen

Viktoria Meysemeyer hielt einen bemerkenswerten Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Natur vor der Haustür“ der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe. Die Landschaftsarchitektin befasste sich im Gasthof zur Insel in Landshut mit der noch relativ intakten Restnatur an der Großen Vils bei Leberskirchen – ein Kleinod in ansonsten weitestgehend ausgeräumter und agrarisch genutzter Landschaft. Es handelt sich um ein breites Tal mit flach ausgeprägten Hängen kurz vor der „Vereinigung“ mit der Kleinen Vils. Hier mäandert der Fluss noch malerisch. Auch ein Altarm der Vils existiert noch, und ansonsten finden sich einige ehemalige Entwässerungsgräben und Seigen, das sind flache, zeitweise trockenfallende Mulden in dem Wiesengelände.  

Richtige Auwälder, so die Landschaftsarchitektin, gibt es längst nicht mehr, lediglich flussbegleitende „Galeriebäume“. Diese sind nicht nur Kulisse, sondern Lebensraum für manch eine rare Art – wie Schillerfalter oder Laubfrosch. Dieser in den Seigen noch öfters vorkommende Frosch klettert gern in Bäume oder Büsche. Erhöhte Sitzwarten sucht auch die Rohrammer – auch „Rohrspatz“ genannt – auf, die sich durch ihren unverkennbaren Gesang verrät. Im Grasland tummeln sich der in den letzten Jahren arg dezimierte Kiebitz sowie sogar die beeindruckende Bekassine, Vogel des Jahres 2013.  

Auch zahlreiche Pflanzen stellte Viktoria Meysemeyer in brillanten Bildern und treffenden Worten vor, so die Gelbe Sumpfschwertlilie und ihre blaugefärbte Schwesterart, die Sibirische Schwertlilie. An feuchten Stellen kommt noch die pinkleuchtende, fransige Kuckuckslichtnelke vor sowie der Große Wiesenknopf. Auf letzteren ist ein seltener Bläulingsfalter angewiesen, dessen komplizierte Symbiose mit einer Ameisenart die Referentin anschaulich schilderte. Sie präsentierte auch ein unerwartetes Großtier, das wollige Schottische Hochlandrind. Dieses wird auf einem Feuchtbiotop, das der Bund Naturschutz vor Jahren gekauft hat und betreut, als Landschaftspfleger eingesetzt: Es hält das Schilf kurz. Woanders bedarf es natürlich der Mahd – allerdings erst spät im Jahr -, um die wertvollen Wiesen offen zu halten und vor Verkrautung zu bewahren, wobei das Mähgut unbedingt entfernt werden muss. Auf diese Weise könne das FFH-Gebiet Vilstalaue auch weiterhin eine Art Arche Noah für zahlreiche Tiere und Pflanzen bleiben, eine gleichsam urtümliche Landschaft, die eine Ahnung davon vermittelt, wie es einstmals fast überall im Überschwemmungsgebiet der niederbayerischen Wasserläufe aussah.  Heute müsse es schon als „Erfolg“ gefeiert werden, wenn der Maisacker nicht unmittelbar an Fluss oder Bach heranreicht.