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Newsletter / Naturschutznachrichten

Waldumbau in der Klimakrise

BN und WBV führen Waldbegang zum Thema Waldbau und Jagd durch

5.5.2023 Schon seit rund 15 Jahren führen die Kreisgruppe Landshut des Bundes Naturschutz (BN) und die Waldbesitzervereinigung Landshut (WBV) gemeinsame Waldbegehungen im Landkreis durch. Die diesjährige Veranstaltung fand im „Neutzkamer Holz“ zwischen Wörnstorf und Baierbach statt.

Neben zahlreichen Waldbesitzern, Naturinteressierten und Jägern begrüßte Klaus Wiedmann (BN) die Mitveranstalter: Josef Graf und Franz Attenkofer (WBV), Franz Finsterer als Vorstand der Jagdgenossenschaft Altfraunhofen, Christian Kleiner, Leiter der Abteilung Forsten am AELF Landshut und als dort zuständigen Revierleiter, Christoph Remböck.

Für die Jäger konnte Wiedmann den Bezirksvorsitzenden Niederbayern des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) Alois Wolferstetter und Josef Weig vom BJV Landshut begrüßen.

Wie in den meisten Wäldern des Landkreises Landshut dominiert auch im Neutzkamer Wald die Fichte das Waldbild. Förster Christoph Remböck erläuterte an einem Westhang innerhalb des Waldrandes wie wichtig eine rechtzeitige Durchforstung eines solchen Bestandes sei. Würde diese zu spät durchgeführt, könnten die einzelnen Bäume wegen Lichtmangel keine richtige Krone ausbilden, nämlich mindestens die oberen 40 Prozet der Baumhöhe. Sie hätten dann zu wenig Zuwachs in der Stärke. Weitere Auflichtungen, die für einen Umbau in Mischwald nötig wären, führten zu Instabilität des gesamten Bestandes. Gerade an solchen Waldflächen mit Westneigung spiele das eine besondere Rolle, da ja die Stürme überwiegend von Westen kommen und an Häufigkeit und Intensität zunehmen werden.

Schon jetzt zeige sich, dass ein gemischter Wald, sowohl nach Baumarten als auch nach der Höhenschichtung zur Aufrechterhaltung der vielen ökologischen und ökonomischen Waldfunktionen angesichts der Erderwärmung unerlässlich sei, so der Förster.

Man müsse die Fichte für die nächsten Jahre vielleicht nicht völlig abschreiben, aber im Reinbestand habe sie sicher keine Zukunftschance in der Klimakrise, stimmten auch Franz Attenkofer und Klaus Wiedmann zu.

Beide wiesen auf vom Wind oder von Vögeln eingetragene kleine Bergahorne, Ebereschen und Weißtannen hin, ein großes Potential an Naturverjüngung; ein Geschenk der Natur zum Start eines effektiven und absolut kostenfreien Waldumbaus.

Leider zeigten diese Mischbaumarten einen starken Rehwildverbiss, der befürchten lässt, dass hier von selbst kein Mischwald entstehen wird, wie die Exkursionsteilnehmer feststellen mussten.

Auch an einer mit kleinen Weißtannen bepflanzten Fläche zeigte sich trotz Plastikklammern an den Leittrieben und aufgebrachtem Verbissschutzmittel, dass Rehe vielfach die Knospen abgefressen hatten.

Dasselbe Bild bot sich in einem weitläufigen Fichtenaltbestand, in dem auch einzelne alte Weißtannen als Samenbäume zu finden waren. Die reichlich vorhandene Tannenverjüngung in der näheren Umgebung dieser Mutterbäume sei durch den starken Rehwildverbiss nicht wesentlich über Kniehöhe hinausgewachsen, betonte Wiedmann. Eigentlich müsste man auf dieser Waldfläche eine mindestens zimmerhohe Tannenverjüngung erwarten – solche Waldbilder könne man auch im Landkreis Landshut jederzeit besichtigen.

Dazu erklärte Kleiner vom AELF, eine Weißtanne pro Hektar reiche aus, um diese Fläche mit Naturverjüngung zu versorgen und sowohl Klaus Wiedmann als auch die anwesenden Waldbesitzer betonten die Bedeutung der Weißtanne. Sie sei die von Natur aus vorkommende Nadelbaumart in unserer Region und komme besser mit den Herausforderungen des Klimawandels wie Trockenheit und Hitze zurecht als die Fichte. Allerdings schmeckten ihre Knospen wie auch die der meisten Laubbäume den Rehen besonders gut.

Franz Finsterer, Jagdvorsteher und Waldbesitzer, führte aus, dass dieser unbefriedigende Zustand der Waldverjüngung durch den hohen Rehwildverbiss für die Waldbesitzer letztendlich Anlass war, die jagdliche Verantwortung für ihren Wald selbst zu übernehmen. Die Jagdgenossenschaft Altfraunhofen habe letztes Jahr für den Jagdbogen Wörnstorf die jagdliche Eigenbewirtschaftung beschlossen und dieses Jahr für einen weiteren Jagdbogen, der bisher jagdlich verpachtet war.

Das bedeute, dass die Grundeigentümer als gesetzliche Inhaber des Jagdrechts dieses nicht mehr für neun Jahre an einen Pächter vertraglich abtreten, sondern in eigener Regie Jäger beauftragen, die Jagd nach den gesetzlichen Vorgaben und den Bedürfnissen der Grundeigentümer durchzuführen.

Das bedeute vor allem für den Jagdvorstand zwar mehr Arbeit und Verantwortung, ermögliche aber auch ein unmittelbares Einwirken und die Möglichkeit für Jäger und Jagdgenossenschaft die Zusammenarbeit nach einem Jahr problemlos aufzulösen, sollte es nicht klappen.

Auch finanziell hätten die Jagdgenossen keinen Nachteil, denn statt der Jagdpachteinnahmen hätten sie neben dem Wildbreterlös noch Einnahmen durch entgeltliche Jagderlaubnisscheine.

Vor allem aber, das könne er zumindest für sich selbst sagen, entstehe eine viel intensivere Verbindung zu den ganzen, mit der Jagd verbundenen Tätigkeiten und Abläufen.

Nach ausgiebigen Diskussionen über Wald und Jagd stellten die Exkursionsteilnehmer fest, dass unabhängig von der Rechtsform in der engen Zusammenarbeit zwischen Jägern und Jagdgenossen eine gute Chance läge, die so wichtige Jahrhundertaufgabe des Waldumbaus zu verwirklichen.


In einem Waldteil der Heiliggeistspital-Stiftung auf der Anhöhe zwischen Weihenstephan und Ginglkofen fand der diesjährige öffentliche Waldbegang des Bund Naturschutzes, der Waldbesitzervereinigung Landshut und des örtlichen Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten statt. ... Die Landshuter Zeitung berichtete am 12. Juli 2022.

Die Landshuter Zeitung berichtete am 12. Juli 2021 über unsere gemeinsame Exkursion mit der Waldbauernvereinigung und der Forstabteilung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut.

Auch beim Bauen auf dem Land auf Holz setzen

Minister Brunner bei Infoveranstaltung im Trachtenkulturzentrum

Holzhausen. Im Trachtenkulturzentrum fand eine Informationsveranstaltung zum Thema "Bauen mit Holz" im landwirtschaftlichen Bereich statt. Über diese Vortragsveranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF Landshut) und der WBV Landshut , welche in Kooperation mit der BUND Naturschutz Kreisgruppe Landshut  durchgeführt wurde, berichtete die Landshuter Zeitung. >> Mehr

Die heimischen Fichenwälder sind sehenswert

Die Fichte wurde 2017 zum Baum des Jahres gewählt. Dies war ein willkommener Anlass für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut (AELF Landshut), gemeinsam mit der Waldbesitzervereinigung Landshut (WBV) und der BUND NaturschutzKreisgruppe Landshut einen Fotowettbewerb mit dem Motto "Die Fichtenwälder unserer Heimat" durchzuführen, denn rund 70 Prozent der heimischen Wälder sind von der Fichte geprägt.  >> Mehr

Fichte – Brotbaum oder Problembaum?

Eine „Ehrenrettung“ für die Hauptbaumart unserer Wälder – Waldbegang in den Spitalwald der Heiliggeistspitalstiftung Landshut

Landshut/Berndorf. Am herrlich sonnigen Samstag, 14. Oktober 2917, fand am frühen Nachmittag bei Berndorf im Spitalwald ein Waldbegang zum Baum des Jahres, der Fichte, statt. Bei der vom Bund Naturschutz (BN), der Waldbesitzervereinigung Landshut (WBV) und vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) gemeinsam bestrittenen Veranstaltung wurde die Fichte von allen Seiten beleuchtet. Die geladenen Experten, Klaus Wiedmann vom BN, Ludwig Huber, von der WBV und Förster Michael Veicht, gingen neben ihren Ausführungen zur Fichte auch auf die vielen Fragen der über 30 Teilnehmer ein.

Nach der Begrüßung durch Klaus Wiedmann wanderte die Gruppe entlang des Höhenzuges zum Spitalwald. Dabei ließ sich sehr gut erkennen, wie die Fichte unser Landschaftsbild prägt. Bei genauerer Betrachtung konnte man aber ebenso gut erkennen, dass dies nur in den Altbeständen so ist. Gerade jetzt im Herbst leuchten die laubholzreichen und gemischten Jungbestände deutlich heraus und zeigen eine Veränderung des Waldbildes.

Vielfach ist unser Bild von der Fichte durch die intensive Nutzung in der Holzwirtschaft und den damit verbundenen Anbau der Fichte in hohen Anteilen, mit all seinen Auswirkungen geprägt. Da sie sehr schnell wächst und bereits in relativ jungen Jahren verwertbare Sortimente produziert, war sie bisher die „eierlegende Wollmilchsau“ der Forstwirtschaft, erklärte Michael Veicht.  Im niederbayerischen Tertiärhügelland stammen 80-90 Prozent der Erträge der Forstwirtschaft von dieser Baumart. Wir verdanken ihr die Wiederbewaldung der geplünderten Wälder zu Beginn des 19. Jahrhunderts und besonders nach den beiden Weltkriegen. Denn immerhin wächst  auf einem Hektar Fichtenwald in einhundert Jahren genug Holz für rund sieben Einfamilienhäuser in Vollholzbauweise!

Der Siegeszug der Fichte, so Veicht, war ab der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr aufzuhalten und steigerte sich bis 1975 auf rund 80 Prozent. Seither geht der Anteil der Fichte kontinuierlich zurück. Wegen ihrer „Übermacht“ werde sie von Naturschützern als ökologische Sünde verteufelt. Trotzdem ist der sogenannte „Fichtenforst“ ein wertvoller und vor allem auch artenreicher Lebensraum, Teil unserer Kulturlandschaft und auch unserer Kultur. Vom Hausbau zum Maibaum, bis hin zum „Schwammerlsuchen“ – ohne die Fichte geht´s schlecht, stellte Förster Michael Veicht fest.

Durch den einsetzenden Klimawandel, die längeren Vegetationszeiten und höheren Durchschnittstemperaturen kommt der Baum „der aus der Kälte kam“ immer mehr in Bedrängnis. Diese Faktoren begünstigen die natürlichen Gegenspieler der Fichte, nämlich die Borkenkäfer so stark, dass die Fichte bei uns schneller in ihren Anteilen zurückgeht als es sowohl aus ökonomischen, als auch ökologischen Gesichtspunkten wünschenswert ist. Hier steht nicht nur die Forstwirtschaft in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen. Auch unser gewohntes Landschaftsbild wird sich verändern, gab Veicht zu bedenken.

„Der hierfür notwendige rasche Waldumbau mit einer deutlich höheren Beteiligung der heimischen Tanne und Buche muss durch begleitende jagdliche Bemühungen entsprechend unterstützt werden, da sonst der schnelle Wandel nicht gelingen kann“, betonte Klaus Wiedmann.

In diesem Zusammenhang appellierte Ludwig Huber von der WBV Landshut an die Verantwortung der Waldbesitzer, die Herausforderung durch den Borkenkäfer ernst zu nehmen und diesen ausreichend und rechtzeitig durch raschen Holzeinschlag und Abfuhr zu bekämpfen. „Untätige Waldbesitzer, oft mit geringer Sachkenntnis, sind diesbezüglich leider ein zunehmendes Problem“, so Huber.

Am Ende der gelungenen Veranstaltung resümierte Förster Michael Veicht, dass Fichtenwälder Teil unserer Landschaftsvielfalt und somit erhaltenswerter Teil unserer Kulturlandschaft sind. „Auf den bemessenen geeigneten, kleinörtlich kühlen Standorten sollten wir versuchen, die Fichte in höheren Anteilen zu erhalten. Denn auf den meisten unserer Standorte macht die Fichte künftig nur noch als Beimischung und in deutlich geringeren Anteilen einen Sinn“.

„Sägen und Schießen“ sorgt für stabile Mischwälder

Windham 19.06.2017. Bereits zum zehnten Mal trafen sich interessierte Waldbesitzer und Naturfreunde zu einem gemeinsamen Waldbegang zum Thema „Mischwald von morgen - eine Herausforderung für heute“, organisiert vom Bund Naturchutz (BN), der Waldbesitzervereinigung (WBV) und der Forstverwaltung (AELF). Im Waldgebiet am Schellenberg zwischen Windham und Weihenstephan konnten Klaus Wiedmann (BN) und Ludwig Huber (WBV) neben zahlreichen Waldfreunden auch Revierförster Wolfgang Rieger und Michael Veicht , Vizechef der Forstabteilung, begrüßen. 2008 wurde im gleichen Wald der erste gemeinsame Waldrundgang durchgeführt, um den Gedankenaustausch zwischen Waldbesitzern und Waldbesuchern anzuregen, erläuterte Huber eingangs. Anschießend begab sich die Gruppe auf den gleichen Rundweg, wie er damals beschritten wurde. Am ersten Waldbild, einen gemischten etwa 40 Jahre alten Bestand, stellte sich die Frage, was zu tun sei, nachdem der Kupferstecher 2015 viele Fichten dürr werden ließ? Förster Rieger konnte darauf die einfache Antwort geben - gar nichts. Bei genauerem Hinsehen waren noch genügend Tannen, Douglasien oder Buchen übrig, welche die entstandenen Lücken bald ausfüllen können. Zudem stellte sich am Boden, begünstigt durch die letzten Samenjahre eine schöne Naturverjüngung ein.

An der nächsten Station beschrieb Ludwig Huber die Entstehung des jetzigen Bestandes. Unter einem etwa 80-jährigen Altbestand aus Fichte, Tanne, Douglasie, Kiefer und Buche fanden die Besucher eine üppige,  fast haushohe Naturverjüngung vor. Dem Wiebkesturm 1990  fiel ein Teil des Altbestandes zum Opfer. Das entstehende Licht nutzen viele Bäume zum Ansamen und auch der Wildverbiss hielt sich in Grenzen, weil ja plötzlich überall durch die Sturmlöcher ein breites Äsungsangebot vorhanden war, meinte Huber. Jetzt besteht die komfortable Lage, dass nur noch die alten Bäume langsam entnommen werden müssen, ohne Aufwand für die nächste Waldgeneration. Auch ein 70- bis 80-jähriger Fichte-Tanne-Buche-Bestand,  entstanden also in der Kriegs- und Nachkriegszeit, führte zu allerhand Diskussionen. Da damals die „Not“ jagte, konnten  die Mischbaumarten ohne Schutzmaßnahmen ungestört aufwachsen. Inzwischen stellt sich die nächste Waldgeneration ein.

Angesichts dieses Mischbestandes betonte Klaus Wiedmann vom BN, daß hier die besten Voraussetzungen für einen klimastabilen,naturnahen und ertragreichen Mischwald der Zukunft gegeben seien. Die Buche sei der wichtigste, bei uns natürlich wachsende Laubbaum mit hoher Klimaplastizität und die Tanne der dazugehörige Nadelbaum. Beide seien als aufeinander eingespielte Schattbaumarten prägender Bestandteil der einheimischen Waldökosysteme und seit Jahrtausenden bestens an Boden und Klima angepasst. Selbst wenn im Privatwald aus wirtschaftlichen Gründen das Nadelholz bevorzugt würde, wäre eine Beimischung von 20 bis 30 Prozent Buche wegen der Bodenverbesserung nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein ökonomischer Vorteil,was die anwesenden Forstleute vom AELF bestätigten. Der Naturschützer wies die Besucher allerdings auf einen deutlichen Verbiss bei Tanne und Buche bei den ganz kleinen Üflänzchen hin.N

"Im Jahr 1978 habe ich meine letzten Fichten gepflanzt“, begann Huber die Beschreibung des nächsten Waldbilds. Seitdem werden nur noch Mischbaumarten gepflanzt und die Fichten aus der Naturverjüngung übernommen. Ziel ist, die Fichten schnell dick werden zu lassen, was nur durch regelmäßige Durchforstung möglich ist. Solche Bestände sind nicht nur stabiler, sondern überstehen Trockenphasen besser, da mehr Regen in den Boden gelangt, ergänzte Rieger.

Der Fichte als Baum des Jahres 2017 galt anschließend die Aufmerksamkeit. Ein 120 Jahre altes Exemplar mit etwa acht Festmetern Holz zeigte, was Fichten leisten können. Man war sich aber einig, dass die Fichte im Reinbestand keine Zukunft hat. Nur im Mischbestand wird sie den Klimawandel einigermaßen überstehen. Ein Altbestand mit schönen Douglasien in Mischung mit Fichte, Tanne, Buche, Lärche zeigte anschaulich, wie die waldbauliche Zukunft ausschauen könnte. Nicht so erfreulich wurde die Lage in einem Eschenbestand beurteilt. Die etwa 60 Jahre alten Bäume kämpfen seit einigen Jahren schwer mit dem Eschentriebsterben. Die sich anbietende Ablösung mit einer Tannen-Naturverjüngung war vom Verbiss durch Rehe arg gezeichnet. Der ideale Einstand unweit des Feldrandes wäre jagdlich sehr Erfolg versprechend, meinte Rieger und sollte genutzt werden. Um klimastabile und ertragreiche Mischwälder zu begründen seien Waldbesitzer und Jäger gleichermaßen gefordert: „Sägen und Schießen“, brachte es Ludwig Huber auf den Punkt.

Was die Tanne alles kann

Die Tanne kann doch viel mehr als Weihnachtsbaum, dachten sich die Organisatoren der Informati­onsveranstaltung, die am Montag in der Tafernwirtschaft Emslander in Unterglaim stattfand. Die Forstver­waltung, die Waldbesitzervereini-gung (WBV) und der Bund Natur­schutz hatten Waldbesitzer und Na­turfreunde eingeladen, sich mit der Nadelbaumart auseinanderzuset­zen. Die Referenten gingen vor al­lem auf die Tanne als Alternative zur weit verbreiteten Fichte in An­betracht des Klimawandels ein.

Trockenheit, Sturmwurf und Bor­kenkäfer richten vor allem in Wald­beständen mit einem hohen Fich­tenanteil einen enormen Schaden an. In Zeiten des Klimawandels müssen Waldbesitzer an die Zu­kunft denken und sich anpassungs­fähige Alternativen zum „Brot­baum" der Forstwirtschaft überle­gen. Auch weil es um eine Frage ging, über die sich die Forstwirte aktuell Gedanken machen, war die Resonanz der mehr als 150 Anwe­senden durchwegs positiv. Die Ver­anstalter zeigten unter dem Titel „Die Tanne - mehr als nur ein Weih­nachtsbaum" die Chancen der hei­mischen Baumart auf.

Die Waldflächen im Landkreis Landshut bestehen zu rund 70 Pro­zent aus Fichten. Die Tanne ist hier eine gute Alternative, die als Beimi­schung funktioniere, erklärte Forst­direktor Ulrich Lieberth vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Durch ihre Pfahl­wurzeln ist sie sturmresistent und nicht anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer und kann auch Trockenheit und einen Temperatur­anstieg besser ertragen.

Aber Achtung: Tanne ist nicht gleich Tanne. Neben verschiedenen Tannenarten wie der Nordamerika­nischen Tanne, der Pazifischen Edeltanne oder der Nordmanntanne gibt es auch bei der heimischen Weißtanne genetische Unterschiede, die sich in ihren Eigenschaften nie­derschlagen. So sind beispielsweise die Weißtannen, die genetisch aus einer südeuropäischen Region stammen, widerstandsfähiger gegen Trockenheit, aber anfälliger für Spätfrost, den die ursprünglich aus Bayern stammenden Tannen deut­lich leichter wegstecken.

Grundsätzlich solle man bei Her­kunftsempfehlungen darauf achten, dass bei der empfohlenen Tanne eine „hohe genetische Diversität" zu finden sei, erklärte die Leiterin des Amtes für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP), Dr. Monika Konnert. Viele unterschiedliche Gene seien eine wichtige Grundlage für die Anpassungsfähigkeit der Waldriesen, denn sie sind langlebig und ortsgebunden.

Praxiseinblicke zur Waldbewirt­schaftung mit der Tanne im Misch­bestand lieferte Förster und Wald­bauer Bernhard Bielmeier, der aus der waldreichsten Region in Deutschland, dem Landkreis Regen, angereist war. Als „Tannenbot­schafter aus Leidenschaft" kennt er die Vorzüge und Grenzen der heimi­schen Baumart. Die Tanne weist kaum Borkenkäferschäden auf, hat wenig Fäuleanteile und keine Rot­fäule. Auch im Angesicht des Kli­mawandels ist die Tanne gut aufge­stellt: Sie gilt als trockenresistent und ist dank ihrer Pfahlwurzeln auch bei Sturm bestens gerüstet. Durch ihre guten physikalischen Ei­genschaften ist sie auch ein belieb­tes Baumaterial.

Insgesamt überwiegen die Vorzü­ge der Tanne, so Bielmeier, aller­dings sind der Tanne auch Grenzen gesetzt: Sie ist empfindlich bei Spät- und Frühfrost in Senken, Staunässe am Boden und gegenüber Schwefelimmissionen. Auch der Verbiss durch Rehwild sei in dem Zusammenhang ein wichtiges The­ma: Um die Verbissschäden zu mini­mieren, ist die Jagd ein unverzicht­bares Hilfsmittel. Bei der Vermark­tung von Tannenholz müssen Wald­besitzer mit einem Abschlag rech­nen, welchen die Sägewerke mit ei­nem höheren Trocknungs- und Sor-tierungssaufwand begründen.

Die' Waldbesitzer gingen mit viel Wissen zur Tannenbewirtschaftung vor dem Hintergrund des Klima­wandels nach Hause, und so dürfte in Zukunft auch in den Wäldern im Landkreis Landshut die eine oder andere Fichte der Tanne weichen müssen.

Quellenhinweis: Landshuter Zeitung vom 1.12.2016 - Autorin: Anna Kolbinger

Mischwald als Wald der Zukunft

Binabiburg 13.05.2016 Bund Naturschutz und Waldbesitzervereinigung Landshut organisierten Waldbegang ins Käsholz bei Binabiburg.

Ludwig Huber, der Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Landshut-Vilsbiburg (WBV), und Klaus Wiedmann, Fachbeirat beim Bund Naturschutz (BN), konnten am 13. Mai 2016 über 60 Waldbesitzer, Waldinteressierte und Naturschützer zu einem Waldbegang ins Käsholz bei Binabiburg begrüßen. Ludwig Huber umriss kurz das Thema der Veranstaltung, nämlich den Umbau von instabilen Fichtenmonokulturen in einen klimastabilen Mischwald und  die Rolle der Rehwildjagd. Als fachkundigen Referenten stellte er Franz Blümel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landshut vor, der  als zuständiger Revierleiter die Wälder um Vilsbiburg seit vielen Jahren bestens kennt.

Der Forstmann ging zunächst auf die Bodenverhältnisse in dem Exkursionsgebiet ein. Laut  Standortkarte handele es sich überwiegend um staunasse Böden, auf denen auch ohne Klimawandel die Fichte Probleme habe, beispielsweise durch Rotfäule. Die Bestände würden dadurch besonders anfällig für  Stürme und die dann lückigen, schon durch den ungünstigen Standort geschwächten Fichten würden so noch anfälliger für den Borkenkäferbefall. Er habe deshalb schon vor vielen Jahren in der Beratung der Waldbesitzer auf den Waldumbau mit geeigneten Mischbaumarten gesetzt. Hier gebe es den Weg der Naturverjüngung oder, falls keine Mutterbäume der Mischbaumarten vorhanden seien, die Pflanzung, stellte der Forstmann fest. In beiden Fällen sei aber eine konsequente Rehwildbejagung die Voraussetzung für das Gelingen, weil sonst durch den selektiven Verbiss des jungen Laubholzes beziehungsweise der Tannen sämtliche waldbaulichen Bemühungen zunichte gemacht würden.

In dem Privatwald des Exkursionsgebietes gebe es ursprünglich zwar wenig Mutterbäume der Mischbaumarten als Voraussetzung für eine Naturverjüngung, aber im benachbarten Kirchenwald stehen etliche Weißtannen, die auf den angrenzenden Flächen für einen üppigen Anflug von Tannenverjüngung sorgten, informierte der Förster. Ein weiterer, entscheidender Faktor für eine gelungene Tannenverjüngung unter dem Altholzschirm sind die Lichtverhältnisse. Eine gezielt durchgeführte Auflichtung vom Rand her lasse die Verjüngung sozusagen in den Altbestand hineinlaufen, wobei zu viel Licht das Unkraut und die Fichte begünstigten. Es komme also auf die Dosierung, auf das ausgewogene Spiel mit Licht und Schatten an, erläuterte Franz Blümel. Gerade die Weißtanne sei bei den gegebenen Bodenverhältnissen bestens geeignet und komme auch  mit dem Klimawandel erheblich besser zurecht als die Fichte.

Klaus Wiedmann wies an dieser Stelle auf die Silhouette der Wipfel im angrenzenden Bestand hin. Während die Kronen der Altfichten schütter, zum Teil fast durchsichtig wirkten, zeigten die Tannen vitale Kronen mit üppiger Benadelung. Hier sei auch für den Laien deutlich sichtbar, dass sich auf diesem Standort die Fichte nicht wohlfühle. Als Ergebnis der oben genannten Maßnahmen, waldgerechte Jagd und Auflichtung des Altbestandes, konnten die Exkursionsteilnehmer einen flächigen Bewuchs mit Tannen vom Sämling bis zu meterhohen Bäumen bewundern, wobei an lichteren Stellen immer wieder auch kleine Eichen zu sehen waren, die der Eichelhäher „gepflanzt“ hatte. Sowohl die teilnehmenden Waldbesitzer als auch die Naturschützer sprachen dem örtlichen Jäger ihre volle Anerkennung für seinen wichtigen Beitrag zu diesem Erfolg aus.

Im Verlauf des weiteren Rundganges ergaben sich noch viele interessante Fragen und  Diskussionen zu den verschiedenen Waldbildern, so beispielsweise an einer Fläche, die der Waldbesitzer mit Eichen, Roteichen, Buchen und Douglasien bepflanzt und vorsichtshalber zum Schutz vor Wildverbiss gezäunt hatte. Gerade die Eiche sei besonders verbissgefährdet und der Referent wies darauf hin, dass trotz einer gut durchgeführten Jagd innerhalb des Zaunes mehr Eichen und Roteichen zu sehen seien als außerhalb. Zudem seien die Baumschulpflanzen durch Düngung sehr nährstoffreich und  deshalb beim Rehwild besonders beliebt.

Der Weg führte weiter in einen Teil des Kirchenwaldes, in dem Franz Blümel vor 15 Jahren einen Zaun errichten ließ, um die reichlich vorhandene Tannensaat zu schützen. Damals hätte es so viele Rehe gegeben, dass ohne aufwändige Schutzmaßnahmen gar nichts gegangen wäre, berichtete der Förster, und noch heute könne man an der unterschiedlichen Höhe der Tannenverjüngung die Trennungslinie zwischen der ehemals gezäunten und ungezäunter Fläche deutlich erkennen. Es sei dem damaligen Jäger hoch anzurechnen, daß er die Zeichen der Zeit erkannt und durch seine jagdlichen Bemühungen mit zum Entstehen dieser Waldbilder beigetragen habe.

In einem stufig aufgebauten Bestand aus Tanne, Lärche und Buche erläuterte Blümel die wichtige Rolle der Rotbuche in diesem Bereich. Mit ihren tiefreichenden Wurzeln transportiere sie Kalzium-Ionen aus tiefen Bodenschichten nach oben, wirke einer Bodenversauerung entgegen und trage mit ihrem Laubfall zur Humusbildung bei. Alois Wolferstetter, der als WBV-Förster heute den Kirchenwald betreut, wies auf eine besonders mächtige Alttanne hin. Dieses Exemplar zeige, zu welchen Wuchsleistungen die Weißtanne fähig sei. Er betonte, dass es für ihn als Förster erstrebenswert sei, einen solchen Baum auch eimal stehen und in Würde alt werden zu lassen, um der Natur, aus der wir uns immer bedienen, auch etwas zurückzugeben.

Weil der Wald mehr als nur Holz oder Wildnis ist

26.03.2015. Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, hat nicht nur im übertragenen Sinn oftmals schon den Überblick verloren. Die Redewendung trifft vielmehr auch im wahrsten Sinne des Wortes den Nagel auf den Kopf, denn der Wald erfüllt so viele Funktionen, dass nicht jede jedermann auch tatsächlich bewusst und geläufig ist. Während ein Waldbesitzer sein eigenes Wäldchen womöglich in erster Linie als Feld oder Plantage schätzt, auf der man Holz ernten kann, gibt es aber auch jede Menge Naturfreunde und Umweltschützer, denen ein unberührter Urwald als Ideal vorschwebt. Doch der Wald ist weit mehr als nur Holzreservoir oder reine Wildnis. Er schützt vor Hochwasser und vor Bodenerosion, produziert sauberes Trinkwasser, dämpft Klimaextreme, macht die Landschaft abwechslungsreich und stellt einen wertvollen Erholungsraum dar. (Lesen Sie hierzu den Artikel von Horst Müller, welcher dem BUND Naturschutz freundlicherweise von der Landshuter Zeitung zur Verfügung gestellt wurde.)>> Mehr

Wald schützen, Wald erleben, Wald nützen  -  Veranstaltungsreihe zum Aktionsjahr „Waldnaturschutz 2015“ >> Mehr

Gemeinsamer Veranstaltungskalender zum Waldnaturschutzjahr 2015 der Forstverwaltung Landshut, der Waldbesitzervereinigung Landshut w. V. und der BUND Naturschutz Kreisgruppe Landshut >> Mehr

 

Vorsorge für den Klimawandel treffen

Landshut 12.01.2016. Umbau artenarmer Fichtenwälder in vielfältige Mischwälder dringend nötig (mü)

Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Meister seines Fachs und weiß aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung, wovon er spricht: Der pensionierte Forstamtsleiter und Fachbuchautor Georg Meister kennt sich wie kein Zweiter in den heimischen Wäldern aus und macht deshalb keinen Hehl daraus, dass in Zeiten des Klimawandels kein Weg am dringend gebotenen Umbau der weitgehend artenarmen Fichtenwälder in vielfältige Mischwälder vorbeiführt. Bei einem sehr gut besuchten Vortrag, den die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe in Zusammenarbeit mit der Waldbesitzervereinigung im Gasthaus „Zur Insel“ in Landshut veranstaltete, fiel die Botschaft des passionierten Försters buchstäblich auf fruchtbaren Boden. Anhand der Tanne stellte Meister dar, was derzeit alles schiefläuft in den Wäldern: Die fast völlig verdrängte Baumart war hierzulande einst viel stärker vertreten und ist wegen ihrer tief reichenden Wurzeln sehr wertvoll. Das Hauptproblem sei der starke Wildverbiss, der mit höheren Abschusszahlen eingedämmt werden müsse. Zudem plädierte er dafür, Waldbesitzer, die optimale „Klimawandel-Vorsorgewälder“ aufgebaut haben, wesentlich stärker als bisher zu fördern.  >> Mehr

Quellenhinweis: Artikel mit freundlicher Überlassung durch "Landshuter Zeitung" vom 20.01.2016

Forstwirtschaft und Naturschutz

Landshut 23.05.2014. Waldbegang in die Isarleiten – Ist Waldbewirtschaftung im Naturschutzgebiet möglich?

Unter dem Motto „Forstwirtschaft und Naturschutz“ organisierte der Bund Naturschutz (BN) in Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb der Hl.-Geist-Spitalstiftung Landshut und der Waldbesitzervereinigung (WBV) Landshut am 23. Mai 2014 einen Waldbegang in die Isarleite bei Schönbrunn. Der Wald der Isarleite ist nicht nur FFH-Gebiet, sondern auch Bestandteil des Naturschutzgebietes „Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite“ und gehört zum Teil zum Forstbetrieb der Heilig-Geist-Spitalstiftung. Neben Forstbetriebsleiter Joachim Götz als fachkundigen Exkursionsleiter und über 30 Teilnehmern konnte stellvertretender BN-Kreisgruppenvorsitzender Paul Riederer namentlich den Vorsitzenden der Waldbesitzervereinigung Landshut, Ludwig Huber, den FFH-Gebietsbetreuer Philipp Herrmann und den BN-Fachbeirat Klaus Wiedmann zu dieser waldkundlichen Veranstaltung begrüßen.

Zu Beginn stellte Betriebsleiter Joachim Götz kurz den Forstbetrieb der Hl.-Geist-Spitalstiftung vor. Der Betrieb umfasst 760 Hektar Wald, verteilt auf verschiedene Flächen in Stadt und Landkreis Landshut, und der Erlös kommt den Altenheimen Heiliggeistspital und Magdalenenheim zugute. Das Revier in der Isarleite hat eine Fläche von 96 ha und liegt zur Hälfte im Naturschutzgebiet. Der gesamte Waldbesitz müsse laut Waldgesetz als Kommunalwald und damit öffentlicher Wald genauso wie Staatsforst vorbildlich bewirtschaftet werden, führte der Förster aus. Im Forstbetrieb seien drei Forstwirte und ein Auszubildender beschäftigt, die alle Arbeiten bis auf das Rücken des eingeschlagenen Holzes ausführten.

Götz erklärte, dass auch im Naturschutzgebiet Forstwirtschaft betrieben würde, allerdings würden hier einige besondere Regelungen gelten: So seien zum Beispiel nur heimische Baumarten zugelassen, Kahlhiebe seien zu unterlassen und Monokulturen seien nicht erlaubt. Bestehende Fichtenreinbestände müssten in Mischwald umgebaut werden und in den Schluchtenwäldern seien nur einheimisch Laubbaumarten zugelassen. Außerdem müssten ausreichend viele Bäume mit Spechthöhlen und abgestorbene Bäume als Totholz erhalten werden. Die Wanderung führte von Kalktuffquellen entlang einer Waldschlucht durch einen reich gegliederten Mischwald aus Esche, Bergahorn, Linde, Buche und Ulme hinauf zu einem Fichtenreinbestand, der gerade in Mischwald umgebaut wird. Generell arbeite er in der Isarleite nur mit Einzelstammnutzung und kleinen Femelschlägen, stellte der Forstmann fest. Das bedeute, dass durch gezielte Entnahme einzelner Bäume oder kleiner Gruppen Licht für die überall aufwachsende Naturverjüngung geschaffen würde. Dadurch entstehe ein „Dauerwald“, in dem auf ganzer Fläche vom winzigen Sämling bis zum mächtigen Baumriesen alle Altersgruppen zu finden sind.

Gebietsbetreuer Philipp Herrmann führte aus, dass die engen und sehr steilen Schluchten, welche fingerartig nach Südosten in die Isarleite greifen, typisch für das Naturschutzgebiet seien. Er machte darauf aufmerksam, dass die größtenteils mit Laub- und Mischwäldern bestandenen Isarleiten seltenen Arten wie dem Wespenbussard als Brutlebensraum oder der Gelbbauchunke als Überwinterungsplatz dienen. Alte, zum Teil abgestorbene Bäume mit Baumhöhlen wiederum seien Lebensräume nicht nur für Spechte. Im oberen Bereich des Naturschutzgebietes würden die wertvollen blütenreichen Wiesen von Schafen beweidet und böten knapp 200 Wildbienenarten Pollen und Nektar. Hier zeigte Herrmann den Teilnehmern die jüngsten Artenhilfsmaßnahmen für Gelbbauchunke, Laubfrosch und Co.

Ludwig Huber (WBV) und Klaus Wiedmann (BN) betonten übereinstimmend, dass diese ästhetisch sehr ansprechende und gleichzeitig wirtschaftlich rentable Form des Waldbaus nur möglich sei, wenn durch entsprechende Bejagung ein zahlenmäßig an den Wald angepasster Rehwildbestand geschaffen werde. Joachim Götz erklärte dazu, dass er als Jagdpächter die Möglichkeit habe, diese  wichtige Aufgabe zu lösen. Insgesamt konnten die teilnehmenden Waldbesitzer und Naturschützer während des mehrstündigen Waldbegangs erleben, dass hier mit Engagement und Sensibilität interessante und wunderschöne Waldbilder geschaffen wurden, die gleichzeitig die Belange des Natur- und Artenschutzes und die wirtschaftlichen Interessen berücksichtigen.

Mischwald – der Wald der Zukunft

WBV und BN führten bei gemeinsamer Waldbegehung zu verschiedenen Waldbildern


Rottenburg/Oberroning. Schon seit mehreren Jahren führen die Waldbesitzervereinigung Landshut (WBV) und die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) viel besuchte Waldbegehungen im Landkreis Landshut durch. Die diesjährige Exkursion führte am 3. Mai zusammen mit der WBV Schierling unter dem Motto „Mischwald – Wald der Zukunft“ in Waldungen im Bereich von Oberroning bei Rottenburg. Über 80 Personen – Waldbesitzer, Jäger und Naturschützer –  nahmen diesmal an der aufschlussreichen Führung teil. Erstes Exkursionsziel war ein überwiegend mit Fichten und einigen Weißtannen bestockter Altholzbestand in der Jagdgenossenschaft Oberroning. Klostergutverwalter Josef Brandl und Franz Sachsenhauser hatten die Stelle ausgesucht, weil dort eine flächige Naturverjüngung der Weißtanne zu sehen ist. Brandl berichtete, dass er diesen Wald seit seiner Jugend kenne, die kleinen Tannen seien aber erst seit wenigen Jahren vorhanden. Früher seien die Tannensämlinge und Jungpflanzen vom Rehwild abgefressen worden.

Ludwig Huber, Vorsitzender der WBV Landshut, bemerkte dazu, dass hier die positiven Auswirkungen eines waldgerechten Rehwildabschusses sichtbar seien. Im jüngsten forstlichen Gutachten von 2012 sei für diese Hegegemeinschaft eine günstige Situation der Verbissbelastung festgestellt worden. Dadurch könne die Schattbaumart Weißtanne als natürliche und damit kostenlose Vorausverjüngung schon unter dem Altholzschirm heranwachsen. Es würde nicht nur die  Umtriebszeit verkürzt, sondern gleichzeitig durch die tiefwurzelnde Tanne der Bestand stabilisiert. Von der wirtschaftlichen Leistung sei die Tanne der Fichte ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen, betonte Huber. Forstdirektor Rupert Rottmann vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Landshut erinnerte daran, dass solche gelungenen Naturverjüngungsflächen staatlich mit tausend Euro pro Hektar gefördert würden, wenn ein Drittel davon Tanne oder Laubholz sei.

Klaus Wiedmann, Fachbeirat beim Bund Naturschutz, erinnerte an den Klimawandel. Die Tanne sei viel besser als die Fichte in der Lage, wärmere und trockenere Perioden zu überstehen, was sie zur idealen Mischbaumart mache, vor allem, wenn sie wie hier aus einer Naturverjüngung hervorgehe.

Josef Altweck, Vorsitzender der WBV Schierling, wiederum meinte, dass man ein solches Geschenk der Natur unbedingt annehmen und erhalten müsse. Voraussetzung dafür sei allerdings eine am Wald orientierte Rehwildbejagung, wie sie hier offensichtlich erfolgreich durchgeführt wird, waren sich die meisten Waldbesitzer und Naturfreunde einig. 

Anschließend fuhren die Exkursionsteilnehmer in den Wald des Klosters Oberroning, in dem Betriebsleiter Josef Brandl einige Flächen mit Laubholzverjüngung zur Diskussion stellte. Vorbei an viel Naturverjüngung mit Bergahorn gelangten die Waldbesucher zu einem Jungbestand mit Rotbuchen. Hier entstand eine intensive Diskussion über diese  Baumart. Ludwig Huber führte aus, dass die Buche zur Zeit für den privaten Waldbesitzer überwiegend als „dienende“ Baumart von wirtschaftlicher Bedeutung sei. Das Stammholz sei im Moment nicht sehr gefragt, aber eine Buchenbeimischung zur Fichte stabilisiere den gesamten Bestand und das Laub trage zur Bodenverbesserung bei. Die Buche wirke außerdem als “Basenpumpe“ einer Versauerung des Bodens entgegen. Wenn in einem Fichtenbestand 15 Prozent Buche beigemischt würde, sei der Ertrag bei der Fichte sogar höher als in einem reinen Fichtenbestand, zitierte Huber eine Untersuchung  des Forstwissenschaftlers Professor Knoke von der Technischen Universität München.

Klaus Wiedmann kam nochmals auf den Klimawandel zu sprechen, in dem wir uns schon   befänden, wie er sagte. Von Natur aus sei die  Rotbuche die bei uns vorherrschende Baumart. Sie hätte sich über Jahrtausende an die Umwelt anpassen können, besitze eine hohe Klimaplastizität und könne einer Erderwärmung auf jeden Fall weit besser standhalten als beispielsweise die Fichte. Diese hätte als Gebirgsbaum bei einer Erwärmung um nur zwei Grad bei uns im Flachland keine Chance zum Überleben. Deshalb sei es so wichtig, im Wald und bei der Forstwirtschaft auf eine Mischung der Baumarten zu setzen. Auch könne man heute überhaupt nichts über den Holzmarkt in 80 bis 100 Jahren sagen, außer dass Holz als natürlich nachwachsender Rohstoff sicher gefragt sein wird. Forstdirektor Rottmann fügte hinzu, dass Buchenholz in Zukunft sicher auch als Bauholz stärker als heute Verwendung finden werde.

Zum Abschluss führte die Exkursion noch zum „Femeschberg“, einem steilen Hügel mit Burgstall am Ortsrand von Oberronning. Franz Sachsenhauser erzählte, dass im 11. Jahrhundert hier eine Burg existiert habe, die mit einem unterirdischen Gang mit dem Kloster verbunden gewesen sei. Oberroning sei damals Gerichtsort gewesen, daher der Name des Hügels, der sich vom Wort Feme/Gericht ableitet. Heute ist der Femeschberg von einem wunderschönen Laubwald mit mächtigen Bäumen, vor allem hochschäftigen Buchen bedeckt. Dieses schöne Waldbild hinterließ bei allen Teilnehmern einen sichtlichen Eindruck. 

Gezielter Waldumbau im Klimawandel

Waldbegang von Bund Naturschutz und Waldbesitzervereinigung im Stiftungswald Adlkofen

Unter dem Motto „Mischwald contra Klimawandel – gezielter Waldumbau durch waldgerechte Jagd“ führten die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe (BN) und die Waldbesitzervereinigung (WBV) Landshut-Vilsbiburg am 4. Mai 2012 unter der Leitung von WBV-Vorsitzenden Ludwig Huber, WBV-Försterin Susanne Ritter und BN-Fachbeirat Klaus Wiedmann einen Waldbegang durch. Ludwig Huber begrüßte im Wald der Pfarrpfründstiftung Adlkofen neben den zahlreichen Waldbesitzern, Jägern, Naturschützern und Waldinteressierten namentlich den Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaft Adlkofen, Hans Bachner, Forstdirektor Rupert Rottmann und Forstoberrat Michael Veicht von der Abteilung Forst beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut sowie stellvertretenden BN-Kreisgruppenvorsitzenden Paul Riederer.

Susanne Ritter nannte zunächst einige Daten: Die Pfarrpfründestiftung Adlkofen gehört der Erzdiözese Regensburg, umfasst 28 Hektar Fläche  und  wird von der WBV Landshut bewirtschaftet. Sie liegt in der Jagdgenossenschaft Adlkofen. Die Altbestände sind geprägt durch eine  überwiegende  Fichtenbestockung. Da die Fichte in Reinkultur in unseren Lagen von Natur aus nicht die nötige Betriebssicherheit biete und der Erwärmung, Trockenheit und vermehrten Stürmen durch den Klimawandel nicht standhalten könne, sei durch die Forsteinrichtung eine Zielvorgabe erstellt worden. Geplant seien für die Zukunft 45 Prozent Fichte, 15 Prozent Weißtanne, 15 Prozent Rotbuche, 10 Prozent Lärche, 10 Prozent Douglasie und   5 Prozent  Edellaubholz, unter anderem Bergahorn, erklärte die Försterin.

An mehreren Punkten im Kirchenwald zeigte Susanne Ritter, wie im einzelnen der  Umbau von der Fichtenmonokultur hin zu einem zukunftsfähigen und klimastabilen Mischwald vonstatten geht. Da im Altbestand auch etliche Weißtannen vorhanden sind, hätte man beim Einbringen dieser Baumart zum Teil auf Naturverjüngung, zum Teil aber auch auf Pflanzung gesetzt. Beim Laubholz sei großenteils die Pflanzung nötig, da die Samenbäume fehlten beziehungsweise nicht in ausreichender Zahl vorhanden seien. Wegen des Wildverbisses sei in der Vergangenheit ein Zaunschutz nötig gewesen. In den Altholzbeständen war immer wieder eine gelungene Tannenverjüngung zu sehen und dort, wo ausreichende Lichtverhältnisse herrschten, verjüngte sich auch die Fichte.

Ludwig Huber wies darauf hin, dass der notwendige Umbau in einen Mischwald nur gelingen könne, wenn eine entsprechend Bejagung des Rehwildes die waldbaulichen Bemühungen unterstütze, und dass die Jagd einen  ganz wesentlichen  Faktor beim Waldbau darstelle.Die Förster und Waldbesitzer waren sich einig, dass in dem besuchten Kirchenwald gute Ansätze vorhanden seien. Auffällig sei allerdings, dass in den letzten vier bis sechs Jahren keine jungen Tannen mehr nachgewachsen seien, obwohl genügend Alttannen im Bestand vorhanden seien, merkte Susanne Ritter an. Die Exkursionsteilnehmer besichtigten auch einen Weiserzaun, eine eingezäunte Fläche von ungefähr 100 Quadratmetern. Der Zaun sei vor einem Jahr gebaut worden und man erwarte für die nächsten Jahre wichtige Hinweise auf die Auswirkungen des Wildverbisses durch einen Vergleich der Vegetation innerhalb und außerhalb des Zaunes, informierte Ludwig Huber.

Nach Auskunft eines Jägers beträgt der momentane Abschuss in diesem Revier acht Rehe pro 100 Hektar, was sehr hoch und kaum steigerungsfähig sei. Klaus Wiedmann hielt dem entgegen, daß in etlichen  Revieren, auch im Landkreis Landshut, deutlich mehr Rehwild erlegt werde. Im übrigen komme es aber nicht auf die absolute Zahl der geschossenen Rehe an, sondern darauf, dass sich der Wald verjüngen könne. Ob dies mit einer Strecke von acht oder von 20 Rehen pro 100 Hektar erreicht werde, sei zweitrangig. Wichtig sei nur, dass der Waldumbau nicht am Verbissdruck des Rehwildes scheitere. Die große Bedeutung des Waldes für die Forstwirtschaft, aber auch für den gesamten Naturhaushalt, wie Klima, Boden, Wasserhaushalt und Artenvielfalt erfordere diesen Umbau, der durch den Klimawandel noch an Bedeutung gewinne. Es zeige sich auch, dass mit zunehmender Verjüngung der Mischbaumarten die Lebensraumqualität für das Reh besser würde, dass aber wegen der dadurch vermehrten Deckung gleichzeitig weniger Rehwild gesehen würde, stellte Wiedmann fest.

Um die gesetzlichen Vorgaben (Wald vor Wild) und die Rechte der Waldeigentümer auf Schutz vor Wildschäden zu gewährleisten, müsse auf solche Veränderungen mit zusätzlichen praxiserprobten Jagdmethoden reagiert werden. Eine Möglichkeit seien gut organisierte Ansitzdrückjagden mit langsamen, laut jagenden Hunden. Die besichtigten Waldflächen im Stiftungswald zeigten eine Entwicklung in die richtige Richtung, die durch entsprechende jagdliche Bemühungen unbedingt fortgesetzt und eventuell verstärkt werden müsse, waren sich Waldbesitzer, Förster und Waldfreunde einig.

Artenreicher Wald ist alter Wald

Vortrag beim Bund Naturschutz über Biodiversität in Buchenwäldern

In Mitteleuropa gäbe es, hätte die Natur das Sagen, vor allem Buchenwälder und wenn diese ein hohes Alter und eine gute Durchmischung erreichen, herrscht hier eine enorme Artenvielfalt. Dies zeigte der Waldreferent des Bundes Naturschutz, Dr. Ralf Straußberger, am 14. Dezember 2010 in seinem reich illustrierten Vortrag im Gasthof zur Insel auf, wobei er einen Schwerpunkt auf die traumhaft schönen, reich gestuften Wälder im Steigerwald westlich von Bamberg legte. Aber auch in Landshut gibt es noch kleinere Bestände älterer Buchen. Der sehr interessante Vortrag fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Biodiversität – Reichtum des Lebens“ der BN-Kreisgruppe statt.

In Bayern würde die Buche sechzig Prozent der Waldfläche einnehmen (statt tatsächlich unter zehn Prozent), wenn natürliche Bedingungen herrschten, stellte Straußberger fest. Für dieses Ökosystem tragen wir also besondere Verantwortung, und das heißt nicht nur, dass junge Bäume nachwachsen (Stichwort Wildverbiss), sondern auch, dass die alten Bäume – eine Buche wird 300 bis 400 Jahre alt – stehen bleiben müssen. In unseren Wäldern, sowie auch im Siedlungsgebiet und auf freier Flur, herrsche ein extremes Defizit an alten Bäumen und Totholz. An einer einzigen fünfhundertjährigen Eiche bei Lohr am Main wurden zum Beispiel vierzehn höhlenbrütende Vogelarten festgestellt. Und äußerst seltene, schwer beobachtbare Großinsekten wie der Eremit, der Berliner Prachtkäfer oder der Eichenbockkäfer seien auf Uraltbäume angewiesen. Um all dies zu erhalten und den galoppierenden Artenrückgang zu verlangsamen, brauche es Schutzgebiete. So werde seit Jahren um einen Nationalpark Nördlicher Steigerwald gekämpft, um die dort noch reichlich vorhandenen Baumriesen nachhaltig zu schützen, betonte der Waldfachmann.

Straußberger illustrierte eindrücklich, dass jegliche Forstwirtschaft, und sei sie noch so schonend, die Artenvielfalt reduziert; und von schonender Bewirtschaftung könne seit der Forstreform von 2005 vielerorts ohnehin keine Rede mehr sein. Auf den Landkreis Landshut bezogen, sagte der Referent, dass in dieser ohnehin sehr waldarmen Gegend, die zudem stark von der problematischen Fichte geprägt ist, die Wildverbissschäden in den meisten Hegegemeinschaften noch immer zu hoch seien. Freilich habe die Regierung von Niederbayern gute Abschussvorgaben gemacht, die nun allerdings konsequent umzusetzen seien. Positiv sei auch, dass der Bezirk Niederbayern für einen Buchenwald in den Isarhangleiten bei Schönbrunn ein „Waldschutzgebiet“ festgelegt hat. In einigen Altbäumen kommt dort sogar die höhlenbrütende Dohle vor. Auch die Stadt Landshut plant, eine im Tal Josphat erworbene Waldfläche mit einem schönen Bestand alter Buchen forstwirtschaftlich nicht zu nutzen.

In der sich anschließenden, lebhaften Diskussion ging es unter anderem um die Bewerkstelligung des Waldumbaus im Zeichen des Klimawandels. Der Referent meinte, beim Ersatz der Fichte solle man nicht mit fremdländischen Baumarten wie Douglasie und Roteiche experimentieren. Hier müsse auch die – fast verschwundene – Tanne wieder mehr Anteil bekommen. Auch die Buche kann übrigens höhere Temperaturen ertragen, wie ihr Vorkommen im italienischen Apennin belegt.

Wildkirsche & Co.

BN und WBV organisierten Waldführung

Derzeit nimmt die Vogelkirsche laut Bundeswaldinventur etwa 0,3 Prozent der deutschen Wälder ein, Tendenz steigend. Dafür sollte neben ihrer Wahl zum "Baum des Jahres 2010“ auch die Exkursion der Kreisgruppe Landshut des Bundes Naturschutz (BN) und der Waldbauernvereinigung Landshut (WBV) beitragen, die am 16. April unter dem Motto „Wildkirsche & Co.“ zahlreiche Waldbauern und Naturschützer in den Staatsforst bei Hofkirchen führte. Stefan Müller-Kroehling von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Revierförster Hermann Albertskirchinger stellten in einem rund einen Hektar großen, 20-jährigen Wildkirschenbestand viele interessante Erfahrungen und Informationen rund um die waldbauliche Behandlung vor. Auch Naturschutz- und kulturelle Aspekte dieser ökonomisch und ökologisch interessanten Mischbaumart wurden am Objekt erläutert, wobei beide Referenten sich geschickt die Bälle zuspielten und für eine kurzweilige Führung sorgten.                                                                                

An der mit 80 Zentimeter Brusthöhendurchmesser und 27 Meter Höhe wohl mächtigsten Wildkirsche im Raum Landshut fand diese gemeinsame Lehrveranstaltung ihren Ausklang. BN-Fachbeirat Klaus Wiedmann und WBV-Vorsitzender Ludwig Huber äußerten sich zuversichtlich, dass viele Waldbauern und Naturschützer durch diese Veranstaltung Interesse an dieser Baumart bekommen haben, die auch bei einer Klimaerwärmung rosigen Zeiten entgegensieht.

Im Rahmen ihrer gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Bäume, Wald und Wild“ führen Bund-Naturschutz-Kreisgruppe und Waldbesitzervereinigung Landshut eine weitere Waldbegehung durch: Am 7. Mai ist der Universitätswald am Bocksberg das Ziel der Exkursion. Treffen ist um 18 Uhr in Frohnberg bei Furth beim Gasthaus Büchl.

„Der Wald braucht Freunde“

Waldbesitzer und Naturschützer begrüßen Grundsatz „Wald vor Wild“ der Regierung

Vertreter der Waldbesitzervereinigung (WBV) Landshut und der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe (BN) Landshut trafen sich in Ergolding, um über Maßnahmen zum Aufbau und Schutz naturnaher Mischwälder zu sprechen. WBV-Vorsitzender Ludwig Huber, Waldbesitzer Thomas Emslander, stellvertretender BN-Kreisgruppenvorsitzender Paul Riederer und BN-Fachbeirat Klaus Wiedmann waren sich laut einer Mitteilung darin einig, dass der im Waldgesetz verankerte Grundsatz „Wald vor Wild“ für den dringend notwendigen Umbau der Fichten-Monokulturen in stabile, artenreiche Mischwälder unerlässlich sei. Nur Mischwälder können viele ökologische und ökonomische Funktionen für die gesamte Gesellschaft und die Waldbesitzer erfüllen. Durch den Klimawandel zeichne sich zusätzlich ab, dass in den nächsten Jahrzehnten die Fichte im niederbayerischen Flachland weitgehend verschwunden sein wird. Die Rotbuchen, Tannen oder sonstigen Mischbaumarten, die dann die heimischen Wälder bilden sollen, müssen deshalb schon heute als junge Bäumchen heranwachsen können, stellt Ludwig Huber fest.

Gerade jetzt, im „Internationalen Jahr der Biodiversität“ bestehe die besondere Verpflichtung, die Artenvielfalt im Wald zu erhalten und zu verbessern. Stabile und gesunde Wälder leisten einen wichtigen Beitrag für den gesamten Naturhaushalt. Die Notwendigkeit, Nadelholz-Monokulturen in standortgemäße Mischwälder umzuwandeln, sei bei Förstern, Waldbesitzern und Naturschützern seit Jahrzehnten unbestritten. Gesunde, stabile und naturnahe Wälder stellen nicht nur für Waldbesitzer und den ländlichen Raum einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, sondern sind durch ihre vielen ökologischen, ökonomischen, ästhetischen und sozialen Funktionen für die gesamte Gesellschaft von hohem Wert. Gerade für den Erhalt der waldtypischen Tier- und Pflanzenarten brauche der Wald viele Freunde, betont Paul Riederer.

Seit Jahrzehnten verhindere jedoch ein zu hoher Rehverbiss den notwendigen Umbau der Wälder und verursache den Waldbesitzern immense Schäden in Millionenhöhe, beleuchtet Thomas Emslander die derzeitige Situation. Als Mitglied des Jagdbeirates der Regierung von Niederbayern und des Landkreises Landshut weist Klaus Wiedmann darauf hin, dass sich in Niederbayern laut Vegetationsgutachten 2009 die Situation gegenüber 2006 zwar verbessert habe, aber in 49 Prozent der Hegegemeinschaften der Verbiss immer noch viel zu hoch sei. Allein im Landkreis Landshut sei in 11 von 20 Hegegemeinschaften der Verbiss der Jungpflanzen zu hoch. Der Grund für diese Fehlentwicklungen liege dabei nicht an einer mangelnden Gesetzeslage, sondern eindeutig am mangelnden Vollzug der jagdrechtlichen Bestimmungen und des Waldgesetzes, die in dem Begriff „Wald vor Wild“ zusammengefasst sind. Dort wo Landrat, Untere Jagdbehörde, Grundbesitzer und Jäger gemeinsam dem gesetzlichen Auftrag gerecht werden, zeige sich sehr wohl, dass waldverträgliche Rehwildbestände einreguliert werden können und der Grundsatz „Wald vor Wild“ nicht ein „Wald ohne Wild“ bedeutet, versichert Wiedmann.

Ausdrücklich begrüßt wird sowohl von den Vertretern der Waldbesitzervereinigung als auch von denen des Bundes Naturschutz, dass die Regierung von Niederbayern in ihrer Verantwortung als Höhere Jagdbehörde die Dringlichkeit des Waldumbaus erkannt habe. Durch ein effektives Konzept für den Vollzug des Jagdgesetzes will sie zusammen mit den Unteren Jagdbehörden hier Abhilfe schaffen. Vor diesem Hintergrund sei es völlig unakzeptabel, dass in jüngster Zeit ein Teil der organisierten Jägerschaft gegen die notwendigen Abschusserhöhungen Sturm läuft und in ungerechtfertigter Weise versucht, all diejenigen in Misskredit zu bringen, die den gesetzlichen Auftrag „Wald vor Wild“ befolgen. Die Kritik am Forstministerium, an der Forstverwaltung, an Jagdbehörden, Waldbesitzervereinigungen und Naturschutzverbänden sei maßlos überzogen, sachlich und in der Form nicht gerechtfertigt, konstatieren die Waldbauern und Naturschützer.

Reiches Leben nach dem Sturm

BN und LBV organisierten Besichtigung der Windwurffläche am Kasernenberg

Eine Katastrophe: Man stelle sich nur das Heulen und Brüllen des Sturmes vor, das Krachen und Bersten der zersplitternden Bäume, das Dröhnen der stürzenden Stämme – und nach dem Sturm die Stille: das Astgewirr, die reihenweise flachgelegten Buchen-, Ahorn- und Eschenstämme, die in die Luft ragenden Wurzelteile und Reste der noch stehenden Bäume – Baumskelette statt des einst idyllischen Waldes. Dieses Bild bot sich dem Betrachter nach dem Orkan „Emma“ am 1. März vorigen Jahres in der Isarleite am Kasernenberg.

Wie es nach einem Jahr dort aussieht, sollte eine Besichtigung, die vom Bund Naturschutz (BN) und vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) organisiert wurde, vermitteln. Stellvertretender BN-Kreisgruppenvorsitzender Paul Riederer konnte neben den Referenten Joachim Götz (Betriebsleiter der Forstverwaltung der  Hl. Geistspitalstiftung und der Stadt Landshut), Viktoria Meysemeyer (FFH-Gebietsbetreuerin), Christian Brummer (LBV-Kreisgruppenvorsitzender) und Klaus Wiedmann (BN-Fachbeirat für Wald) zahlreiche Teilnehmer begrüßen. Diesen bot sich ein völlig anderes Bild im Gegensatz zu den Tagen nach dem Sturm. Man habe sich entschlossen, die umgeworfenen Stämme in dem sehr steilen Gelände liegen zu lassen, berichtete Förster Götz. Dadurch habe man einem Rutschen des steilen Hanges vorgebeugt. Nur am Rande habe man „Kosmetik“ betrieben. Der Hang habe sich absolut gefestigt, bedingt auch durch die auf der ganzen Fläche aufkommenden Laubbäume, die sich jetzt durch vermehrten Lichteinfall voll entfalten können. Innerhalb eines Jahres seien diese schon bis zu einem Meter gewachsen, gab Götz zu verstehen und er wies darauf hin, dass die Stadt im FFH-Gebiet Isarleiten auf einer Fläche von 21 Hektar auf die forstliche Nutzung des Hangleitenwaldes verzichtet.  

Da im Steilhang keine Aufräumarbeiten durchgeführt wurden, sei auch eine geologische Besonderheit der Isarleite – die Kalktuffquellen in der Nähe des Rakoczi-Brunnens – vor der Zerstörung bewahrt worden. Nach der FFH-Richtlinie gehören Kalktuffquellen zu den geschützten Lebensraumtypen, informierte Viktoria Meysemeyer. Christian Brummer stellte fest, dass sich in der Windwurffläche eine große Chance zur Umsetzung eines Prozessschutz-Konzeptes im Bereich der Stadt Landshut biete. Bei dieser Form des Naturschutzes schütze oder fördere man nicht bestimmte Arten oder Lebensraumtypen, sondern erlaube den Prozess einer natürlichen, vom Menschen nicht bewusst beeinflussten Entwicklung. Die Natur dürfe hier Natur sein und es sei unheimlich spannend, welche Arten hier in den nächsten Jahren auftreten würden, meinte Brummer. Die Stadt Landshut könne stolz sein, ein Naturschutzprojekt vor der Haustüre zu haben.

Für den Wald sei das, was der Mensch als Katastrophe empfindet, ein ganz normaler Zustand, der innerhalb einer langfristigen Entwicklung immer wieder auftritt, stellte Klaus Wiedmann fest. Das unablässige Wachsen, Absterben, Zusammenbrechen und daraus entstehendes neues Wachstum werde uns an der Isarleite mit wunderbarer Deutlichkeit als dynamischer Lebensprozess vor Augen geführt. Dieser Prozess sei die Grundlage jeder Evolution und damit des Lebens überhaupt. Zahlreiche bedrohte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten werden von dem großen Angebot an Totholz, das hier über viele Jahre bis Jahrzehnte hin entstehen wird, profitieren, war sich Wiedmann sicher. Eine rege, durchwegs positive Diskussion über das zurückkehrende reiche Leben auf der Windwurffläche beendete die Besichtigungstour an die Isarleite.

Mischwald ohne Zaun?

Bund Naturschutz und Waldbesitzervereinigung veranstalteten Podiumsdiskussion

Ein naturnaher Mischwald hat die besten Chancen, zukünftige Wetterunbilden gut zu überstehen. Ein naturnaher Mischwald leistet einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. Die Menschen schätzen den reich strukturierten Wald als einen Erlebnis- und Erholungsort. In vielen Wäldern des Landkreises Landshut ist die natürliche Verjüngung oder das Pflanzen von Tannen und Laubbäumen nur mit massiven Schutzmaßnahmen, das heißt durch aufwändige Zäunung, möglich. Muss das so sein, oder geht es auch anders?

Um dieser Problematik auf den Grund zu gehen veranstalteten die Waldbesitzervereinigung (WBV) Landshut-Vilsbiburg und die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut am 5. November 2008 im Gasthaus Emslander in Unterglaim bei Ergolding unter dem Motto „Mischwald ohne Zaun?“ gemeinsam eine Podiumsdiskussion. Auf dem Podium waren vertreten: Günther Eggersdorfer (Vorsitzender des Bayerischen Jagdverbands, Kreisgruppe Landshut), Michael Lechner (Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen), Forstdirektor Rupert Rottmann (Amt für Landwirtschaft und Forsten Landshut), Georg Sachsenhauser (Sprecher der Jagdgenossenschaften Landshut), und Klaus Wiedmann (Fachbeirat für Wald und Wild, Bund Naturschutz, Kreisgruppe Landshut). Die Podiumsdiskussion wurde von Landwirtschaftsdirektor Martin Kiermeyer (Amt für Landwirtschaft und Forsten Landshut) fachkundig und souverän geleitet. Über 200 Interessierte, vorwiegend Waldbesitzer, aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus waren zu dieser Großveranstaltung erschienen.

Ludwig Huber, der Vorsitzende der WBV Landshut-Vilsbiburg, eröffnete die Veranstaltung und wies darauf hin, dass diese Podiumsdiskussion Wege aufzeigen soll, die eine Waldverjüngung mit Tanne und Laubbäumen ohne Zaun ermöglichen. Forstdirektor Rupert Rottmann schilderte die Situation im Landkreis Landshut anhand des aktuellen Verbissgutachtens. So sei die Verbissbelastung im Landkreis unterschiedlich, jedoch in 75 Prozent der Hegegemeinschaften insgesamt zu hoch. Vor allem in Hegegemeinschaften im südlichen Landkreisgebiet sei die Verbissbelastung deutlich zu hoch. Insgesamt müsste in 13 von 20 Hegegemeinschaften der Abschuss erhöht bzw. sogar deutlich erhöht werden. Der Sprecher der Jagdgenossenschaften, Georg Sachsenhauser, berichtete, dass die Zahl der Wildunfälle in Folge des Straßenverkehrs im Landkreis gestiegen sei. Für mehrere Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum war auch dies ein Beweis dafür, dass die Zahl der Rehe viel zu hoch sei.

Michael Lechner von der WBV Holzkirchen berichtete, dass im Landkreis Miesbach eine konsequente Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern und Jägern zum Erfolg geführt habe: die Gründung von Mischwäldern sei hier ohne Zaun möglich. BJV-Kreisgruppenvorsitzender Günther Eggersdorfer meinte, dass die natürliche Verjüngung anzustreben sei, dies aber nicht allein durch Erhöhung der Abschusszahlen möglich sei. BN-Fachbeirat Klaus Wiedmann, selbst Jäger und Mitglied im Jagdbeirat von Stadt und Landkreis Landshut sowie der Regierung von Niederbayern, wies auf die schon seit vielen Jahren geäußerten Forderungen des Bundes Naturschutz nach naturnahen Mischwäldern hin. Diese seien auf Grund des deutlich erkennbaren Klimawandels sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen notwendig. Mischwälder seien nicht nur für den Menschen von großer Bedeutung, sondern sie seien auch für viele Tier- und Pflanzenarten Überlebensraum.

Dass das Thema „Mischwald ohne Zaun?“ vielen Waldbesitzern auf den Nägeln brennt, zeigte die rege Beteiligung vieler Veranstaltungsteilnehmer an der Diskussion. Das Fazit der meisten Diskussionsbeiträge lautete: So darf es nicht mehr weitergehen. Es wurde der Wunsch geäußert, eine solche Veranstaltung öfters abzuhalten, allerdings statt eines Fragezeichens dann mit einem Ausrufezeichen am Ende des Titels. Aus dem „Mischwald ohne Zaun?“ muss ein „Mischwald ohne Zaun!“ werden.

Der Bund Naturschutz und die Waldbesitzervereinigung planen für Anfang Mai 2009 in Vilsbiburg eine Waldbegehung, bei der ein preisgekrönter Mischwald vorgestellt wird.

Mut zur Wildnis vor der Haustür

BN und LBV unterstützen das Vorhaben "Natur Natur sein lassen" in der Isarleite

In der Isarleite - am sogenannten Kasernenberg - wurde am 01. März 2008 eine beträchtliche Waldfläche durch den Sturm "Emma" zerstört. Die entwurzelten oder abgebrochenen Baumstämme - vor allem Buchen, Bergahorne und Eschen - liegen quer zum extrem steilen Hang. Bei einem Ortstermin mit Förster Joachim Götz von der Heilig-Geist-Spitalstiftung, der Eigentümerin des Waldes, informierten sich Vorsitzender Paul Riederer und Fachbeirat Klaus Wiedmann von der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe (BN) Landshut sowie Christian Brummer, Vorsitzender der Kreisgruppe Landshut des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) über das Ausmaß der Schäden und die geplanten Maßnahmen.

Wie schon bei einem Treffen mit Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und des Amts für Landwirtschaft und Forsten betonte Joachim Götz, dass durch kostenintensive Aufräumarbeiten große Schäden für die Bodenstruktur und die Hangquellen in dem Schutzwald entstehen würden. Die Stabilität des Steilhanges würde enorm gefährdet. Die im Gelände ähnlich einer Lawinenverbauung liegenden Bäume jedoch schützen den extrem steilen Hang vor der Erosion. Aus diesen Gründen soll die geschädigte Waldfläche sich selbst überlassen werden. Viele junge Bäume werden schon in wenigen Jahren die Fläche wieder begrünen, zeigte sich Götz zuversichtlich.

Dieses Vorhaben fand, wie schon von den Naturschutz- und Forstbehörden, einhellige Zustimmung auch von Seiten der Vertreter der beiden Naturschutzverbände. Hier wage man "Mut zur Wildnis", hoben Riederer und Brummer lobend hervor. Der Naturschutz entdecke Prozessschutz und Wildnis zunehmend als Zukunftskonzept. Neben Artenschutzprojekten und der Pflege von Lebensräumen legen sowohl Naturschutzverbände als auch der amtliche Naturschutz neue Schwerpunkte: Der Natur mehr Raum zu einer vom Menschen nicht gelenkten Entwicklung geben, Sukzessionsprozesse zulassen, Natur Natur sein lassen. Dieses Konzept ermöglicht die Entwicklung optimal angepasster natürlicher Lebensgemeinschaften. Der "Kasernenberg" kann dafür ein Musterbeispiel sein.

Wildnisprojekte helfen uns, althergebrachte Vorstellungen, wie Natur auszusehen hat, zu hinterfragen. Sie lehren uns Toleranz und Verständnis für Wandel und Veränderung, stellt Klaus Wiedmann als Mitglied im BN-Landesarbeitskreis Wald fest. Fast in ganz Mitteleuropa sind Prozessschutzflächen - Wildniszonen - extrem selten. Alleine schon deshalb stellen sie inmitten unserer hoch organisierten und technisierten Umwelt etwas ganz Besonderes und damit Wertvolles dar. Diese vom Sturm geschädigte Waldfläche in der Isarleite habe hohen pädagogischen Wert als Projekt "Natur als Lernort". Hier könne, so Wiedmann, Generationen von Schulklassen der Kreislauf in der Natur und das Sterben als Grundlage neuen Lebens gezeigt werden. Spannend wird es sein, wie ein neuer Wald entsteht ganz ohne menschlichen Eingriff und wie lange die Natur dazu brauchen wird. Hinweistafeln an Ort und Stelle sollten über Sinn und Zweck dieses "Wildnisprojekts" aufklären.
Paul Riederer und Christian Brummer schlugen vor, die Stadt Landshut sollte die durch den Sturm entstandene Situation in der Isarleite offensiv verkaufen als ökologische Besonderheit inmitten einer intensiv genutzten Umwelt, als Beispiel für "Mut zur Wildnis", als Naturschutz-Anschauungsprojekt direkt vor der Haustür und als Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Stadt. Mit diesem für den Naturschutz, Artenschutz und die Ökologie wegweisenden Projekt könne sich Landshut landesweit positiv darstellen.

Angesichts der Mitte Mai stattfindenden Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention in Bonn wiesen die Vertreter von BN und LBV darauf hin, wie wertvoll der Lebensraum Totholz für die Biodiversität - Artenvielfalt - sei. Dies gelte nicht nur für irgendwelche Regenwälder auf der Südhalbkugel, sondern auch für unsere heimischen Wälder. Es werde immer deutlicher, welch hohe Artenzahl auf stehendes und liegendes Totholz angewiesen ist. Zu nennen sind dabei insbesondere verschiedene Arten von Moosen, Pilzen, Käfern und auch für Nicht-Biologen erkennbar: Fledermäuse und Vögel, unter anderem Spechte. Aber auch Rotkehlchen, Zaunkönig, Baumläufer und Kleiber profitieren von den umgestürzten Bäumen mit Wurzelstöcken oder den zersplitterten, noch stehenden Bauminvaliden als beliebte Brutplätze. Aufgrund einer erhöhten Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen, das heißt wegen intensiverer Nutzung der Wälder, werden mehrere dieser Artengruppen künftig jedoch Probleme haben. "Wir brauchen Zonen mit Nutzungsverzicht, mit Totholz und natürlicher Eigendynamik. Die durch den Sturm entstandene Wildnis im FFH-Gebiet Isarleiten ist ein Paradebeispiel für solche Zonen, in denen Natur Natur sein darf ", betonten die Naturschützer.

Mut zur Wildnis am sogenannten Kasernenberg

Christian Brummer, Klaus Wiedmann, Joachim Götz und Paul Riederer (v. l.)
sind sich über den "Mut zur Wildnis vor der Haustür" einig  -  März 2008

„Naturnaher Wald nur mit weniger Rehen“

WBV und BN organisierten Waldbegang – Rege Diskussion über Waldwirtschaft und Wildbestände

Sehr großen Zuspruch mit  über 80 Waldbesitzern und Waldfreunden fand ein Waldbegang, der von der Waldbesitzervereinigung Landshut (WBV) und der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe (BN) unter dem Motto „Naturnahe Waldwirtschaft im Bauernwald“ organisiert und vom WBV-Vorsitzenden Ludwig Huber und BN-Waldreferenten Dr. Ralf Straußberger geleitet wurde. Ziel der Begehung, an der auch Forstdirektor Rupert Rottmann, Leitender  Forstdirektor a. D. Erich Haubold, mehrere Revierförster, BBV-Kreisobmann Alois Bauer, BN-Kreisgruppenvorsitzender Paul Riederer und BN-Jagdbeirat Klaus Wiedmann teilnahmen, war der Weihenstephaner Wald, wo Ludwig Huber mehrere Waldbilder seines Waldes zeigte und erklärte. In der derzeitigen Situation können die Waldbesitzer in ihrem Wald Laubhölzer und Tanne ohne Zäunung weder mit Aussicht auf Erfolg pflanzen noch den Bestand natürlich verjüngen. Verbiss und Verfegen durch das Rehwild stünden da in weiten Bereichen dagegen. Der Rehwildbestand muss verringert werden. Das war das allgemeine Fazit der Waldbegehung.  

Fünf verschiedene Waldbilder zeigte Ludwig Huber während der Führung. Da war einmal ein 20- bis 30-jähriger Jungbestand mit ・erwiegend Fichten, ein 60- bis 70-jähriger Altbestand mit Fichte, Kiefer, Tanne und Buche, ein durch Naturverjüngung entstandener 60- bis 70-jähriger Tannenbestand (intensive Jagd während des zweiten Weltkriegs und kurz danach machte das möglich), sowie ein 90- bis 100-jähriger Tannen-Altbestand mit Fichte, Douglasie, Lärche, Kiefer und Buche. Für alle diese Bestände führte Huber auch Ziele an, seien es die Förderung von Mischbaumarten durch Naturverjüngung und Pflanzung, die stetige Nutzung des Altbestandes sowie die Stabilisierung des Altbestandes mit gleichzeitiger Förderung der Verjüngung. Als ein Waldbild besonderer Art fand ein femleartig bis plenterartig aufgelockertes, mit Fichte, Tanne, Douglasie, Buche gemischtes Altholz aller Alterstufen lobende Anerkennung von den Teilnehmern, insbesondere von den Forstleuten. Diese gestufte ein bis 120 Jahre alte stabile Bestandsstruktur sei durch intensive waldbauliche Arbeit und weitgehend durch eine Zäunung zwischen 1982 und 1996 entstanden, informierte Huber.

Als sehr kritisch für eine naturnahe Waldwirtschaft sei die hohe Verbissbelastung in vielen Wäldern zu bewerten, stellte Huber fest. Dies führe dazu, dass der natürliche Baumnachwuchs aus Buchen, Eichen und Weißtannen vielerorts sich nicht entwickeln kann, weil er von den vielen Rehen abgefressen wird. Vielfach handele es sich dabei um eine kostenlose Naturverjüngung, die der Waldbesitzer für teueres Geld nachpflanzen oder auch zäunen muss. Als Vertreter der Waldbauern appellierte Huber an die Untere Jagdbehörde, die Waldbesitzer in ihrem Bemühen beim Nachziehen zukunftsfähiger Mischbestände zu unterstützen, so wie es das Bayerische Waldgesetz mit dem Grundsatz Wald vor Wild auch vorgibt. Dazu sei in vielen Fällen jedoch eine deutliche Erhöhung des Rehwildabschusses notwendig. „Der Aufbau eines naturnahen Waldes ist nur mit weniger Rehen möglich“, gab Huber zu verstehen.

Dr. Ralf Straußberger konnte auch aus der Sicht des Bundes Naturschutz dieser Forderung  nur beipflichten. Denn gerade die heimischen Laubbaumarten wie Buche und Eiche, aber auch die Tanne seien unersetzlich, wenn es darum geht, einen zukunftsfähigen Wald aufzubauen, der den Klimawandel überstehen kann. Die Tanne, so Straußberger, wurzelt sehr tief und kann deshalb auch Trockenzeiten weit besser überstehen als die flachwurzelnde Fichte. Von der Wuchsleistung sei die Tanne der Fichte mindestens ebenbürtig. Die Buche sei von Natur aus die häufigste Baumart in Bayern und im Landkreis Landshut. Sie sei an die heutigen Wuchs- und Klimabedingungen sehr gut angepasst und gerade für den Bodenzustand des Waldes sehr wichtig. Deshalb sollten auch im Privatwald auf allen geeigneten Flächen zumindest einige Buchen stehen, alt werden dürfen und aussamen können. Die bisher häufigste Baumart im Landkreis, die Fichte, werde als eine Baumart des kalten Klimas infolge der Klimaerwärmung große Probleme bekommen und wegen Trockenheit und Borkenkäfer ausfallen. Deshalb sei ein zügiger Waldumbau der Fichtenwälder in stabile Mischwälder aus den angepassten heimischen Baumarten vordringlich. Angesichts dessen falle der Rehwildjagd eine zentrale Bedeutung und den Jägern eine hohe Verantwortung zu, betonte Straußberger.

Klaus Wiedmann wiederum wies darauf hin, dass in 14 von 21 Hegegemeinschaften im Landkreis Landshut der Verbiss zu hoch oder sogar deutlich zu hoch sei. Man könne vom Waldbauern nicht verlangen, seine jungen Bäumchen mit chemischen Mitteln vor dem Verbiss zu schützen. Der Arbeitsaufwand sei viel zu hoch und außerdem könnten damit nicht die Sämlinge vor dem „Gefressen werden“ geschützt werden. An einer deutlichen Reduzierung der Rehwildbestände führe kein Weg vorbei. Werde das nicht getan, bedeute das eigentlich eine kalte Enteignung des Waldbesitzers und man könne sich nicht des Eindrucks erwehren, dass in gar manchen Revieren das feudale Jagdwesen vergangener Jahrhunderte noch kein Ende habe, kritisierte Erich Haubold. Eine rege Diskussion über weitere waldbauliche Themen beendete den Waldbegang.

Mischwald löst Fichtenmnokultur ab

Exkursion im "Märchenwald" Klosterholz  -  Beim Waldumbau können Grundbesitzer und Jäger Beitrag zum Klimaschutz leisten


(Bericht aus der Landhuter Zeitung vom 10. Mai 2011)

Korrektur bei Rehwild-Abschusszahlen

In obigem Bericht hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Bei den Abschusszahlen für Rehwild im Klosterholz bei Furth muss es richtig lauten: "... hat man die Abschusszahlen von fünf Stück Rehwild pro 100 Hektar und Jahr in den 50er Jahren auf zehn und aktuell auf 20 Stück erhöht".

Anhand verschiedener Waldbilder erklärten Dr. Sebastian Höllerl, Klaus Widmann und Paul Riederer wie der Waldumbau ökonomisch und ökologisch in Einklang gebracht werden kann

Nahezu 100 Teilnehmer folgten mit Interesse den Ausführungen von Dr. Höllerl

... und sahen u. a. jahrhundertealte Buchen im "Märchenwald" Klosterholz