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Igel gefunden - was ist zu tun?

Momentan bereiten sich auch die Igel auf die kalten Monate vor. Für die stacheligen Tiere geht es demnächst in den Winterschlaf. Doch nicht alle sind dafür fit genug. Ingrid Großmann von der BUND Naturschutz Ortsgruppe Bruckberg-Gündlkofen erklärt für einen Bericht in der Landshuter Zeitung vom 2. Oktober 2021, wie man den Igeln helfen kann.


Igel unterwegs - Mähroboter auch

24. Juni 2021. Sobald es dämmert, sind jetzt wieder Igel in den Gärten unterwegs und gehen auf Nahrungssuche, schreibt der BUND Naturschutz (BN) in seiner Mitteilung. Am liebsten fressen sie nachtaktive Laufkäfer – doch die werden immer weniger. Manchmal müssen Igel weite Wege zurücklegen, um satt zu werden. Da kämen pro Nacht schnell mal drei Kilometer und mehr zusammen. Der Igel gelte als Insektenfresser, frisst laut BN im Frühjahr und Spätherbst aber auch gerne Regenwürmer.

Gefahr droht von Mährobotern

Durchqueren Igel einen von Mährobotern gepflegten Rasen oder gehen dort auf Beutefang, könne das gefährlich werden, sagt Brigitte Englbrecht, Geschäftsstellenleiterin von der BN-Kreisgruppe Landshut. Igel seien keine Fluchttiere. Nähere sich ein Mähroboter, bleiben sie stehen und warten ab. Einige rollen sich zusammen - doch auch diese Strategie helfe nur großen kräftigen Tieren, die von den Sensoren der automatischen Mäher erkannt werden. Kleinere Igel, Lurche und Reptilien werden nicht als Hindernis erkannt und deshalb überrollt, verletzt oder sogar getötet, so Brigitte Englbrecht. Auch, wenn viele Hersteller die Sicherheitsstandards ihrer Roboter-Modelle loben, bleiben die automatischen Mäher ein großes Risiko für Wildtiere. Der BUND Naturschutz bittet deshalb alle Igelfreunde: Wer nicht auf den Mähroboter verzichten könne, sollte die Mähzeiten unbedingt auf den Tag verlegen und vorab den Garten gründlich kontrollieren, ob Tiere gefährdet sein könnten. Das gelte auch für den Einsatz anderer motorisierter Gartengeräte wie Fadenmäher oder Motorsensen in unübersichtlichen Ecken des Gartens.

Mut zur Wildnis für Igel und Co.

Obwohl das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ deutlich gezeigt hat, dass sich unsere Gesellschaft mehr Artenvielfalt wünscht, sind Blumenwiesen in vielen Gärten oft die Ausnahme, bedauert Englbrecht. Fast überall sehe man normale Rasenflächen. Durch häufiges Mähen verschwinden Kräuter, Wildgräser oder Moose. Knospen werden weggemäht, bevor sie entstehen können. Für viele kleine Lebewesen wie Bienen, Hummeln, Grillen oder Schmetterlinge bleibt der „Rasen“ eine „grüne Wüste“.

Gärten könnten so einfach als lebendige und attraktive Lebensräume umgestaltet werden. Es sollten ein paar Blumen im ansonsten satten Grün zugelassen werden, und schon hätte man Futter für viele Insekten. Die beste Lösung sei, Mut zu etwas mehr Wildnis im Garten zu haben und zunächst durch weniger Mähen der Artenvielfalt eine Chance zu geben, empfiehlt Kathy Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe. Es gebe immer Ecken im Garten, die man in ein Naturparadies verwandeln könne. Blühränder an den gemähten Rasenflächen, naturnahe heimische Heckenpflanzen, Trockenmauern, Teiche oder Totholzhaufen. Ein igelfreundlicher Naturgarten mit heimischen Blühpflanzen, Laub- und Reisighaufen zum Verstecken sei ein Paradies - nicht nur für Igel, sondern auch für viele andere Arten. Besonders im Frühjahr und Sommer diene dichtes Altgras an und unter Sträuchern Igeln oft als Schlafstätte oder auch Jungvögeln als Versteck.


Igeln helfen – aber richtig

BN gibt Tipps zum Schutz der nützlichen Stacheltiere

Schon jetzt im Frühherbst rufen besorgte Tierschützer beim Bund Naturschutz (BN) an, wie sie einem Igel, den sie auf einem Weg oder im Garten entdeckt haben, helfen können, damit dieser sicher über den Winter kommt. Meist handelt es sich um Jungtiere, die um diese Jahreszeit vereinzelt auch tagsüber zu beobachten sind. Hier erfolgt von den Naturschützern dann der drin­gende Rat, den Igel – außer er befindet sich gerade auf einer vielbefahrenen Straße – an Ort und Stelle zu belas­sen. Denn erst im November oder Dezem­ber, wenn die Bo­dentemperaturen längere Zeit unter Null Grad liegen, su­chen Igel in der Regel ihr Quartier zum Überwintern auf. In einem Laub- oder Reisighaufen, in ei­ner „Igelburg“ aus Moos, schlafen sie die nächsten Monate dem Frühling ent­gegen.

Bevor die nützlichen Stacheltiere, wie einige andere Wild­tiere auch, ihren Winterschlaf antreten, müssen sie sich noch die nötigen Fettreserven anfuttern, um die kalte Jah­reszeit durchstehen zu können. Aus diesem Grund sind meist junge, kleine Igel, die von einem zweiten, nicht übli­chen Wurf im Spätsommer stammen, auch in den Herbst­monaten, bei einigermaßen mildem Wetter sogar noch im November oder Anfang Dezember, verstärkt und sogar tagsüber auf Nahrungssuche unterwegs, macht der Bund Naturschutz aufmerksam.

Zwei Gefahren drohen den beliebten Stacheltieren dabei besonders. Da ist einmal der Straßenverkehr, dem gerade in dieser Jahreszeit viele Igel zum Opfer fallen. Auf der an­deren Seite aber drohe dem Igel auch von überbesorg­ten Tierfreunden Gefahr. Denn immer wieder werden Igel ins warme Haus aufgenommen, um sie „vor dem Verhungern und Er­frieren zu schützen“. Abgesehen davon, dass die Pflege von Igeln viel Erfahrung erfordert, sei letztlich der Erfolg solcher gut gemeinter Aktionen äußerst gering, gibt Paul Riederer, der stellvertretende Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Kreis­gruppe Lands­hut, zu bedenken.

Mehrjährige wissenschaftliche Untersuchungen und prakti­sche Erfahrungen von Wildbiologen hätten nämlich erge­ben, dass Igel als ausgesprochene Wildtiere die häusli­che Überwinterung nur selten schadlos überstehen oder sich im Frühjahr kaum in Wildbestände eingliedern kön­nen. Dies führe dann wiederum zu einer erhöhten Igel­sterblichkeit. Bis in den Spätherbst hinein hätten junge und untergewich­tige Igel noch die Möglichkeit, Energiereserven für eine er­folgreiche Überwinterung in der freien Natur zu speichern, versichert Riederer. Wer „seinem Igel“ beim Endspurt in den Winterschlaf mit etwas Futter helfen will, trifft mit Igelfutter aus dem Zoogeschäft, Katzenfutter, Ba­nanen, hart gekoch­tem Ei und Wasser eine gute Wahl. Keinesfalls sollte Milch bereitgestellt werden, denn diese verursache beim Igel Durchfall. Jeder Gartenbesitzer, so Riederer, könne zudem Hilfe leisten, indem er Laub und etwas Fallobst liegen lässt sowie einen Laub- oder Rei­sighaufen als Unterschlupf er­richtet.

Zum Igelschutz gibt es in der Geschäftsstelle des Bundes Naturschutz (BN) in Landshut (Altstadt 105, geöff­net Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 14.30 bis 17 Uhr) das Faltblatt „Schutz und Hilfe für das Wildtier Igel“ mit Hinweisen auch zur Biologie und Lebensweise dieser nütz­lichen Stacheltiere. Für telefonische Auskünfte ist der BN unter 0871/23748 oder 22390 erreichbar.